Werte gehören zur Moralkultur einer jeden Gesellschaft. In ihnen bringt sich zum Ausdruck, was in einer Gesellschaft wertgeschätzt wird. Zugleich sind sie Maßstab für Handeln und Entscheidungen. Aber ist diese Form der Moral in der Eventbranche überhaupt möglich? Alltagserfahrungen sprechen oft eine andere Sprache. Der immer stärkere Konkurrenz- und Preiskampf untereinander und die Forderung der Industrie nach interdisziplinären Konzepten, für die immer kleinere Budgets zur Verfügung stehen, sind nur zwei Triebfedern für den Verfall von Werten in der Eventbranche. Auch die Pitchkultur und das daraus resultierende Verhalten zwischen Agenturen und Dienstleistern lassen an Respekt und Wertschätzung für Fleiß und Kreativität stark vermissen.
Mit der Anfrage für ein Event können sehr schnell bis zu 20 Anfragen an verschieden Dienstleister für die gleiche Dienstleistung versandt werden. Zum Schluss zählt vielmals nur eins: der Preis. Die Beauftragung an den Dienstleister der Wahl verlässt das Haus und die ausstehenden 19 Anfragen, für die Arbeitszeit und Mühe investiert worden sind bleiben oft unbeantwortet in Projektordnern oder Postfächern zurück. Nur ein Beispiel für den Verlust von Respekt, Wertschätzung oder auch Loyalität gegenüber langjährigen Partnern.
Der Wertekodex für die deutsche Eventbranche
Die Veranstaltung „Werte 2.0“ leistet seit nunmehr sieben Jahren einen, im wahrsten Sinne, wertvollen Beitrag zur Kommunikation über den Werteumgang innerhalb der deutschen Eventbranche. Im Zuge meiner Masterarbeit habe ich mich verstärkt mit der Relevanz von Werten in Unternehmen und der Branche auseinandergesetzt. Gemeinsam mit dem Veranstalter von „Werte 2.0“ Bernd Fritzges und dem Chefredakteur des Fachmagazins „events“ Hans Jürgen Heinrich, der schon seit einigen Jahren als Unterstützer und Triebfeder für die Veranstaltung agiert, wurde der Entschluss gefasst einen Wertekodex zu entwickeln, der dem sichtbar zunehmenden Verfall von Werten in der Eventbranche entgegenwirken soll. Dabei soll es vor allem um die Verstärkung und Integration positiver Werte im beruflichen Alltag von Veranstaltern, Planern, MICE-Koordinatoren und Eventdienstleistern gehen, weniger um die Ermahnung einzelner Verfehlungen. Ziel ist es, die Branche auf Basis des werteorientierten Verhaltenskodex zu stärken, die Kommunikation zwischen Akteuren transparenter und respektvoller zu gestalten und gegenseitiges Vertrauen und Respekt zu schaffen. In Form eines Commitments wird dann zur Umsetzung in den Unternehmen aufgefordert, um ein werteorientiertes Leitbild zu verankern und in der berufliche Praxis danach zu handeln.
Wertecommunity der deutschen Eventbranche
Alle Unternehmen, die sich zum Wertekodex committet haben, werden auf einer Online-Plattform vorgestellt und miteinander vernetzt. Der Grundgedanke hierbei ist eine redaktionelle Begleitung der Thematik und die Bereitstellung relevanter Themen und Best-Practice-Beispiele aus der Branche, die zur Diskussion und Partizipation einladen sollen.
Gelebter werteorientierter und respektvoller Umgang miteinander fordert zuerst eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Umfeld – also der Branche, dem eigenen Unternehmen, dessen Mitarbeitern und vor allem mit sich selbst. Ein Prozess des Nach-, Um- und Mitdenkens der auf der Veranstaltung „Werte 2.0“ angeregt wird und Einzug in unser aller Alltag finden soll. In diesem Jahr wird das erste Ergebnis des Gremiums vorgestellt, welches sich die Entwicklung der Handlungsempfehlungen für werteorientierten Umgang in der Eventbranche zur Aufgabe gemacht hat. Der Kodex nimmt so seine erste Form an und stellt sich Nachgang an die Veranstaltung der gesamten Branche.