Die Fliegenbelastung in der warmen Jahreszeit und der beißende Ammoniakgeruch vor allem im Winter sind in vielen Pferdeställen ein Problem. Neben einer guten Hygiene gibt es ein Mittel dagegen: „Effektive Mikroorganismen“ (EM). Viele Betriebsleiter nutzen sie bereits und haben gute Erfahrungen gesammelt. Schauen wir uns doch einmal diese mikroskopisch kleinen Lebewesen an und verstehen ihre Wirkungsweise und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Pferdehaltung.
Was sind Mikroorganismen?
Mikroorganismen waren die ersten Lebewesen unserer Erde und sind bis heute an allen Vorgängen in der Natur maßgeblich beteiligt. Zu den Mikroorganismen zählen unter anderem Bakterien und Pilze. Mikroorganismen sind mit dem menschlichen Auge nicht zu sehen, aber sie existieren überall und haben einen enormen Einfluss auf unser Leben. Beispielsweise wird in der Lebensmittelgewinnung gezielt die Wirkung von einigen Bakterien genutzt, um Sauermilchprodukte herzustellen. Vielen bekannt sind bestimmt auch Hefepilze, die beim Gären und Backen helfen. Darmbakterien machen unsere Nahrung überhaupt erst verwertbar und produzieren lebenswichtige Stoffe wie Vitamine, Enzyme und Aminosäuren. Vor 30 Jahren entdeckte der japanische Agrarwissenschaftler Prof. Teruo Higa zufällig die Wirkung einer ganz bestimmten Mikrobenmischkultur. Diese Mischung aus nützlichen und hilfreichen Mikroorganismen nannte er „EM“ – Effektive Mikroorganismen – und ließ sie sich patentieren. Das grundlegende Wirkprinzip beruht auf der gezielten Förderung von bereits vorhandenen positiven Mikroorganismen in einem Milieu, zum Beispiel im Boden, auf Oberflächen und im Wasser.
Stallklima verbessern
Angenehm und typisch „pferdisch“ sollte es im Pferdestall riechen. Steigt einem aber der brennende Geruch von Ammoniak in die Nase, können „Effektive Mikroorganismen“ Abhilfe schaffen. Ammoniak entsteht beim Abbau von Urin und Kot durch Mikroorganismen. Diese konzentrierte Ansammlung beider Ausscheidungsprodukte auf kleiner Fläche ist in der Natur nicht. In unserer Haltungsform jedoch macht sie erhebliche Probleme, die weitreichende Konsequenzen haben. Ammoniak ist ein Nervengift und kann unter anderem den Atmungsapparat des Pferdes empfindlich schädigen. Zusammen mit Feuchtigkeit entsteht aus dem Ammoniakgas eine Lauge, die das Hufhorn, den Kronrand oder beim Liegen auch andere Hautstellen angreift. Dies betrifft vor allem die Boxenhaltung, aber auch auf Ausläufen, Liegeflächen und rund um Futterraufen ist die Menge und Konzentration der Ausscheidungen auf kleinstem Raum ein Thema.
Fliegen reduzieren
Ob „Effektive Mikroorganismen“ in der Pferdehaltung erforderlich sind, verrät einem nicht nur die eigene Nase, sondern auch das Fliegenaufkommen. Dabei sind Fliegen nicht nur ein lästiges Übel, worauf die Pferde mit Unruhe, Schweif- und Kopfschlagen reagieren. Sie kommen aufgrund ihrer Lebensweise auch mit allerhand Krankheitserregern in Kontakt und übertragen diese auf Mensch und Tier. Bindehautentzündungen und infizierte Wunden gehen oft auf ihr Konto. Statt auf die Fliege zu schimpfen, sollte man ihr aber dankbar sein, dass sie Probleme von Fäulnis und Verwesung aufzeigt. Wie können Fäulnis- und Verwesungsprozesse verhindert werden? Fliegen legen ihre Eier vornehmlich in Fäulnis ab, da dort optimale Bedingungen für die Nachkommen herrschen.
Durch den Einsatz „Effektiver Mikroorganismen“ auf der Einstreu und im umliegenden Stallbereich findet eine aktive Milieusteuerung statt. Fäulnis und degenerative Prozesse, die auch die Entstehung von Schadgasen wie Ammoniak und Schwefelwasserstoff verursachen, werden damit eingedämmt. Den Fliegen wird der Lebensraum entzogen, und die Fliegenpopulation verringert sich.
Pferdemist veredeln
Für viele Pferdebetriebe ist der Pferdemist aus mehreren Gründen ein Problem. Die Mistlagerung nimmt viel Platz weg, es entstehen unangenehme Gerüche und nach dem Ablagern will niemand den Mist haben. Falls man doch einen Abnehmer findet, will der für die Mistentsorgung oft noch eine Gebühr erheben. Insofern ist eine Eigennutzung auch wirtschaftlich eine interessante Alternative. Voraussetzung dafür ist, dass der Pferdemist richtig gelagert wird, um einen hohen Düngewert zu erreichen.
Die ideale Mistlagerung für Humus-aufbauende Prozesse ist die Errichtung eines Stapelmistes. Dabei wird der Pferdemist maximal verdichtet, um so viel Sauerstoff wie möglich herauszudrücken. Dies sorgt im Inneren des Mistes für ideale Bedingungen für Photoysnthesebakterien, die ein sauerstoffarmes (anaerobes) Milieu bevorzugen. Dieses positive Milieu lässt sich durch den Zusatz von „Effektiven Mikroorganismen“ unterstützen. Optimalerweise wird dafür die Einstreu bereits in der Box entsprechend behandelt, um dort von den positiven Effekten zu profitieren. Spätestens mit der Lagerung des Pferdemistes sollten jedoch „Effektive Mikroorganismen“ unterstützend eingesetzt werden. Der erhöhte Arbeitsaufwand für die „Veredelung des Pferdemists“ wird abgefangen durch zurückgehende Einkaufskosten für Düngemittel und eventuell seltener notwendige Nachsaaten. Schließlich sind höhere Erträge auf den Pferdeweiden möglich, wodurch sich die variablen Kosten des Betriebes weiter senken lassen.
Futterqualität verbessern
Jeder Pferdebetriebsleiter möchte Raufutter in höchster Futterqualität in seinem Betrieb anbieten. Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff Futterqualität? Die Qualität eines Futters definiert sich durch ihren Grad an Verunreinigungen und den Gehalt an krankmachenden Keimen. Neben Fehlern in der Lagerung sind die Ursachen dieser Qualitätsmängel häufig bereits bei der Ernte zu finden. Je später der Schnittzeitpunkt (geknickte, am Boden liegende Halme) und je tiefer die Schnitthöhe (mehr Erde und Schmutz), desto höher die Belastung. Mängel in der hygienischen Beschaffenheit zeigen sich neben unerwünschten Hefepilzen vor allem im Befall mit Schimmelpilzen.
Bei der Werbung von Raufutter (Heu und Heulage) und Stroh ist der Einsatz „Effektiven Mikroorganismen“ empfehlenswert, um das Aufkommen von Schimmelpilzbefall möglichst gering zu halten. Das Aufbringen ist dabei an zwei Zeitpunkten möglich. Entweder versprüht man sie beim Schwaden, oder erst beim Pressen der Ballen. Wichtig ist in jedem Fall die ausreichende Verdichtung der Ballen, damit so viel Sauerstoff wie möglich herausgepresst wird.
Gesundes Darmmilieu fördern
Bei intensiver Betrachtung der Verdauungsvorgänge zeigt sich, dass genau genommen nicht das Pferd das Futter verdaut, sondern die im Darm lebenden Bakterien. Die Bakterien machen das Futter überhaupt erst verwertbar und produzieren dabei lebenswichtige Stoffe wie Vitamine, Enzyme und Aminosäuren – vorausgesetzt die Bakterien erhalten das richtige Futter. Und genau hier fangen die Probleme an: Die mikrobiologische Vielfalt im Darmtrakt nimmt sowohl bei Menschen als auch bei Tieren zunehmend ab. Wie lässt sich nun diese Entwicklung beim Pferd erklären? In der Natur folgt das Pferd seinen Instinkten. Es wählt aus, was es braucht und was ihm guttut. Dabei nimmt es über das Futter auch immer eine Vielzahl und Vielfalt an Mikroorganismen auf. In menschlicher Haltung sind die Futtermittel häufig einseitig mikrobiologisch besiedelt. Das kann sich langfristig negativ auf die Tiere auswirken. Durch die Zugabe von „Effektiven Mikroorganismen“ über das Futter wird das Darmmilieu positiv gesteuert und abgesichert. Ein gesundes Darmmilieu bedingt eine starke Darmschleimhaut zum Schutz vor Erregern und Giften. Gleichzeitig verhindert es den übermäßigen Befall mit Darmparasiten. Die optimale Verdauung sorgt gleichzeitig für eine bessere Bioverfügbarkeit aller zugeführten Nähr- und Wirkstoffe. Neben der direkten Gabe von „Effektiven Mikroorganismen“ über das Krippenfutter wird das Darmmilieu natürlich auch über das entsprechend angereicherte Raufutter positiv beeinflusst.
Effektive Mikroorganismen in der Pferdehaltung
In der Praxis lassen sich über die Gabe von Ergänzungsfuttermitteln „Effektive Mikroorganismen“ in den betriebseigenen Kreislauf einbringen. Den Pferden sieht man das an: Ihr Fell glänzt mehr, sie sind fitter und leistungsbereiter. Aber man kann die Veränderung auch mit der Nase wahrnehmen, denn die Ausscheidungen riechen fast nicht mehr. Die Äppel haben eine rundere, kleinere Form. Das lässt auf eine bessere Verwertung des Futters schließen. Außerdem zeigt sich, dass zuvor permanent fressende Pferde plötzlich weniger schlingen und Pausen machen.
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Sehr geehrte Frau Jakubeit,
ich bin dabei meinen Pferdepensionsbetrieb von Stroheinstreu auf Waldbodeneinstreu umzustellen. Ich finde bei den Angeboten im Handel leider keine dezidierte Angabe zu den verwendbaren EM. Können Sie mir eine Produktempfehlung geben?
Die Angebote sind für mich recht undurchschaubar.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Danz
Jungviehweide Sennfeld eG.
Sehr geehrter Herr Danz,
vielen Dank für Ihr Interesse an EM. Ich werde mich persönlich mit Ihnen in Verbindung setzen, um Ihre Frage zu beantworten.
Mit freundlichen Grüßen
Anja Jakubeit
Harms | Pferdeprofis gut beraten
Sehr geehrte Frau Jakubeit,
ich habe unseren Offenstall auf Miscanthus-Einstreu umgestellt und würde hierbei gerne auch EM einsetzen. Ich finde wie Herr Danz (s. oben) das Angebot unüberschaubar und würde mich ebenfalls über eine Produktempfehlung freuen.
Mit bestem Gruß und Dank
E. Pabst
Sehr geehrte Frau Pabst,
ich werde mich persönlich mit Ihnen in Verbindung setzen, um Ihre Frage zu beantworten.
Mit besten Grüßen
Anja Jakubeit
Harms | Pferdeprofis gut beraten