Mein Leben als Rock’n’Roll-Eventmanager

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Eventmanagement hat mein Leben bereichert. Für mich ist das nicht nur ein Job. Für mich ist es eine Berufung, Eventmanager zu sein. Das mag hochgestochen klingen, aber ohne die notwendigen persönlichen Voraussetzungen ist man in dieser Branche fehl am Platz. Als ich im Teenageralter anfing, kleinere Events mitzugestalten, war es nicht meine Motivation, das nötige Kleingeld für den Alltag in meiner westfälischen Heimat zu verdienen. Vielmehr folgte ich einem inneren Drang, eine Veranstaltung zu organisieren, die meinen Wünschen und Vorstellungen entspricht.

Volle Hütte beim Vainstream-Festival 2014 in Münster.
Konzerte zu organisieren, gehört zum Job des Eventmanagers.

„Hotter Than Hell“ – glücklicherweise lag ich mit meiner Idee für eine erste Partyreihe nicht ganz daneben. Auch wenn der gefährlich klingende Name damals als sehr verrucht galt, feierte ich mit der Partyreihe einen ersten kleinen Erfolg. Obwohl es sich um eine Veranstaltung handelte, deren Besucherzahl im unteren dreistelligen Bereich angesiedelt war, konnte ich eine meiner wichtigsten Eigenschaften einsetzen: Organisationstalent. Denn eines ist klar: Wer keinen Spaß beim Planen, Organisieren und Durchführen von Veranstaltungen hat, für den wird es als Eventmanager kompliziert und stressig.

Von Rockerclubs und irischen Musikern

Die Vielfältigkeit der Eventbranche zeichnet sich vor allem durch die unterschiedlichen Charaktere aus, die man als Eventmanager kennenlernt. Vom Präsidenten eines Rockerclubs bis zum Vorstandschef eines Dax-Unternehmens. Vom irischen Musiker bis zum jamaikanischen Model. Apropos irischer Musiker: Hier fällt mir die Geschichte zum Frontman einer der populärsten irischen Folkbands ein, der bei einem von mir mit organisierten Open-Air-Event seinem Ruf als Freund des irischen Malztropfens alle Ehre machte. Aber von Anfang an.

Tausende Zuschauer sind zum Vainstream Festival nach Münster gekommen.
Als Eventmanager hast du den besonderen Blick von der Bühne auf die jubelnden Festival-Besucher.

Jenes Festival fand vor ein paar Jahren auf dem altehrwürdigen Schlossplatz in Münster statt. Drei Bands traten auf der Bühne vor dem Schloss auf. Für die 10.000 Besucher sollte dieser schöne Sommertag zu einem Highlight der Festivalsaison werden. Die Stimmung an diesem Tag war prächtig, die Besucher von jung bis alt amüsierten sich und für das kulinarische Wohl sorgten zahlreiche Essensstände. Alle fieberten auf den Augenblick hin, wenn ihre musikalischen Idole aus Irland die Bühne betreten.

Die Atmosphäre bei uns Organisatoren hinter der Bühne aber war extrem angespannt. Wir wussten um die Eskapaden des besagten Frontmanns und waren mit der Buchung der Iren auch das Risiko eines sehr kurzfristigen Ausfalls des Sängers eingegangen. Auch das gehört dazu, wenn man als Eventmanager arbeitet.

Ohne Sänger kein Konzert

Der Zeitpunkt des Auftritts rückte immer näher, doch vom Sänger keine Spur – auch dessen Managerin konnte den Mann nicht erreichen. Dabei hatten wir alles so schön für ihn vorbereitet! Die lange Liste der Anforderungen des Vertrages hatten wir erfüllt: Extra Backstage-Räumlichkeiten im Schloss, spezielles Catering inklusive bekanntem TV-Koch, ein spezieller Wohncontainer direkt neben der Bühne, den wir extra mit rotem Teppich und Ledermöbeln ausgestattet hatten.

Noch 15 Minuten bis zum Start des Konzerts. Zusammen mit dem damaligen Mitveranstalter und der Managerin stand ich hinter der Bühne und wir ahnten, was uns bevorstand: Sänger höchstwahrscheinlich über eine Flasche Hochprozentiges „gestolpert“, Konzert fällt aus, einer von uns kann sich die passenden Worte zusammenreimen, dann auf die Bühne und dem Publikum in blumigen Worten erklären, dass es leider keinen Auftritt geben wird.

Nein, Englisch war das nicht!

Doch da ein Auto! Unser Runner hatte den Musiker und seinen Bruder an der Bar eines Münsteraner Nobelhotels aufgegriffen und beide auf kürzestem Wege hinter die Bühne gefahren. Relativ angeschlagen quälten sich die irischen Brüder aus dem Wagen. Freudig begrüßten wir den Sänger und machten ihm unmissverständlich klar, dass das Konzert nun beginne und die Gäste des ausverkauften Konzerts schon unruhig wurden. Doch er schien uns gar nicht richtig zu verstehen. Auch die Sprache, in der er mit uns zu kommunizieren versuchte, erinnerte uns nur phasenweise an Englisch. In diesem Augenblick kamen seine Bandkollegen und führten ihn auf die Bühne. Der Frontmann begrüßte die anwesenden Festivalbesucher in dieser seltsam anmutenden Sprache. Wir alle – Besucher, Eventmanager und Helfer – stellten sich in diesem Augenblick die Frage: Wie soll der Mann in diesem Zustand singen, wenn ihm selbst das Reden schwer fällt? Zack. Erster Akkord. Zack. Erste Strophe. Und der Ire sang so gut wie vor 20 Jahren. Sein Zustand schien ihn jedenfalls nicht beim Singen zu behindern und so wurde keiner der 10.000 Fans enttäuscht. Wir atmeten tief durch und das Festival wurde ein voller Erfolg.

Die Episode des irischen Folkmusikers ist eine von vielen interessanten Geschichten, die ich in meiner Zeit als Eventmanager erlebt habe. Das betrifft nicht nur den Musikbereich, sondern auch die Zeit später, in der ich vornehmlich PR-Events organisierte. Was mir unglaublich viel Spaß macht und mich in meiner Arbeit besser werden lässt, ist der Ansporn, möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen in den vielfältigen Bereichen als Eventmanager zu sammeln. Denn kreative, ansprechende Veranstaltungen entwickeln kann ich nur dann gut, wenn ich zuvor in den verschiedensten Bereichen und für die verschiedensten Kunden gearbeitet habe. Dabei ist es egal, ob es um die Planung eines Festivals, Stadtfests, Marathonlaufs, Produkt- oder Unternehmens-Events geht. Der Moment, in dem ich erkenne, dass die von langer Hand geplante Veranstaltung ein Erfolg ist, ist der Augenblick, in dem ich eine tiefe Zufriedenheit verspüre – und ich genau weiß, warum ich mich für diesen besonderen Beruf entschieden habe. Er ist einfach „Hotter than Hell“.

Tom Naber absolvierte vor seinem Studium der Kommunikationswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien. Schon während seines Studiums konnte er in verschiedenen Agenturen und Verlagen zahlreiche Erfahrungen in den Bereichen Kommunikation und Eventmanagement sammeln. In seiner Berufskarriere spezialisierte er sich weiter in diesen Bereichen und betreute hierbei namhafte Kunden aus der Medien- und Musikindustrie. Dazu gehört seit Jahren die Organisation des größten Eintagesfestivals in NRW, dem Vainstream in Münster. Am IST ist er für die Lehrgangsentwicklung, die Interessierten- und Studierendenberatung sowie Marketing und Vertrieb zuständig. An der IST-Hochschule ist Tom Naber zusätzlich als Dozent für den Studiengang Kommunikationsmanagement tätig.

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