Erfolgsfaktoren des Inlandstourismus

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Der Inlandstourismus erlebt ein Comeback.Zeigten die Auswertungen des Statistischen Bundesamtes vor Ausbruch der Corona-Pandemie positive Wachstumsraten für den deutschen Inlandstourismus und bestätigten den seit zehn Jahren fortlaufenden Trend, so sieht es seither ganz anders aus.

Die weltweite Covid19-Pandemie traf die deutsche Tourismusbranche hart und ließ die Übernachtungszahlen länderübergreifend massiv einbrechen. Dank der Corona-Lockerungen kann das deutsche Gastgewerbe glücklicherweise wieder aufatmen. Das Einläuten der Sommerferien bedeutet für viele Haushalte, dass die Koffer gepackt und Reisepläne, wenn auch diesmal wieder mit Einschränkungen, in die Tat umgesetzt werden.  Doch wieso reisen wir Deutschen so gerne im eigenen Land? Und warum erlebte der Inlandstourismus gerade im letzten Jahrzehnt ein Comeback?

Triebfeder Geschäfts- und Messetourismus

Für diesen Trend gibt es gleich mehrere gute Gründe. Einerseits weisen die Statistiker aus Wiesbaden in den Gästeübernachtungszahlen im Zuge der starken Positiventwicklung neben Privat- ebenfalls Geschäftsreisen nach. Andererseits wird die Attraktivität Deutschlands als Tourismus-Destination stark vom sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zu anderen Nationen gelenkt. Tagungs- und Kongresshotels verteilen sich über das gesamte Bundesgebiet, konzentrieren sich jedoch grundsätzlich aufgrund der dort ansässigen Wirtschaft und der hervorragenden Infrastruktur in den deutschen Metropolen und deren Umland. Zwar haben in Deutschland die durchschnittlichen Preise für eine Hotelnacht über die letzten Jahre angezogen, doch passierte dies aufgrund der nicht aufzuhaltenden Inflation ebenfalls bei den internationalen Wettbewerbern. So schnitt Deutschland, mit einem Mittelwert von 92 Euro pro Nacht und Zimmer inklusive Frühstück, weit günstiger als die europäische und weltweite Konkurrenz ab. Zu den teuersten Tabellenführern zählen hier weiterhin New York City, Zürich, Sydney und London. Im innerdeutschen Städte-Ranking veranschlagen dagegen München, Köln und Hamburg die höchsten Zimmerraten.

Darüber hinaus haben externe Faktoren wie das Wetter und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung einen nicht unwesentlichen Einfluss, auf die bis vor der Pandemie erfreulichen Umsatzentwicklungen von sämtlichen deutschen Tourismusakteuren. Wie der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), Guido Zöllick, Anfang 2019 berichtete, profitierten neben der Ferienhotellerie ebenso der Städtetourismus und Geschäftsreiseverkehr von den zahlreichen Sonnentagen im Jahr 2018.

Erheblichen Einfluss auf den Wirtschaftsfaktor des Tourismus in Deutschland, haben zudem die unzähligen international ausgerichteten Kongresse und Messen, welche im Zuge der Pandemie-Bekämpfung nicht stattfinden können.

Unter normalen Umständen weisen einzig die USA im weltweiten Vergleich mehr internationale Verbandskongresse auf.

Deutschlands Vorzüge als Reiseziel – Details zum Inlandstourismus

Betrachtet man die Übernachtungen pro Bundesland, so lag das Trio Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren in Führung. Wie die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) mit ihrer Statistik zu Deutschlands beliebtesten Inlandszielen für das Jahr 2019 nachwies, zählten auch Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen zu den Gewinnern. Dies lässt sich mit dem dritten Grund für den starken Inlandstourismus erklären:  Das von Bundesland zu Bundesland vielfältige touristische Angebot, veranlasst Deutsche immer wieder zum Erkunden und Genießen der Besonderheiten des eigenen Landes. Egal ob Naturliebhaber, Aktivurlauber, Ruhe- und Erholungssuchende, Städtetouristen oder Kulturinteressierte – von Nord nach Süd finden alle Reisenden ihr passendes Urlaubsziel. Deutschlands beeindruckende Seenlandschaft ist genauso wie der nördlichste Leuchtturm auf Sylt oder der Nationalpark Sächsische Schweiz einen Besuch wert. Und diese Liste könnte noch endlos weitergeführt werden.

Gerade junge Familien mit kleinen Kindern vermeiden oftmals Flugreisen und entschließen sich für Ziele, welche bequem mit dem eigenem PKW oder per Zug erreicht werden können. Davon profitieren größtenteils die Besitzer von Campingplätzen oder Vermieter von Ferienimmobilien, die der sogenannten Parahotellerie zugerechnet werden. Auch die ergänzende Tourismuswirtschaft und Unternehmen samt Dienstleister der touristischen Randindustrie ziehen daraus einen Nutzen. Die deutsche Küsten- und Insellandschaft rund um Nord- und Ostsee mit ihren Naturschutzgebieten ist für diese Zielgruppe, genauso wie für Rentner und Senioren, welche zumeist längere Anreisezeiten umgehen wollen, prädestiniert. Während die Ostseeregion, mit feinsandigen und flachabfallenden Stränden, dem Timmendorfer Strand und der Insel Rügen überzeugt, trumpft die Nordsee mit den Gezeiten, zahlreichen Surfspots und dem Nationalpark Wattenmeer.

Auch zählen zu den Erfolgsfaktoren des Inlandstourismus die kulturellen und historischen Besonderheiten der einzelnen Regionen, welche sich beispielsweise bei der Teilnahme an traditionellen Volksfesten erleben lassen. Das Oktoberfest in München, der Zwiebelmarkt in der Kulturstadt Weimar sowie der Hamburger Hafengeburtstag und der Dresdner Striezelmarkt sind nicht nur deutschlandweit bekannte Touristenmagnete. Doch genauso lassen sich beim Besuch von Museen, Burgen und Schlössern oder im Rahmen von modernen Street-Art und Kulinarik-Führungen, die für die jeweiligen Ziele charakteristischen Merkmale, entdecken.

Deutsche Destinationen haben sich oft mit innovativen Konzepten aufgestellt, um sowohl beim klassischen Museumsgänger als auch beim modernen Individualtouristen zu punkten. Kleinere Städte können dabei mit mutigen und kreativen Kampagnen, welche mit guter technischer Umsetzung und Vernetzung überzeugen, große Effekte erwirken und auf sich aufmerksam machen. Denn erfolgreiches Stadtmarketing funktioniert nur, wenn es gelingt, neue Reiseanlässe zu schaffen und neben der überregionalen Vermarktung genauso die Relevanz von guter und harmonischer Zusammenarbeit zwischen den Initiatoren bedacht wird.

Social-Media-Marketing für den Inlandstourismus

Die zunehmende Bedeutung von Social Media im Tourismus spiegelt sich beispielhaft durch das sogenannte „Geotagging“ von besuchten Orten wider. Beiträge im Feed (Posts) oder jegliche andere Form von Content auf den Social-Media-Plattformen können mithilfe von GPS-Daten lokalisiert werden. Diese Information taucht dann oberhalb des Fotos oder integriert in einer Story auf und zeigt somit anderen Usern, wo das Foto oder Video entstanden ist. So entstehen quasi ganze Fotoalben und Mediatheken für einen bestimmten Ort, die für alle User jederzeit zugänglich und über die Suchfunktion zu erreichen sind. Profilbetreiber profitieren von der dadurch resultierenden Aufmerksamkeit und den, wenn auch extern erworbenen, neuen Inhalten. Reisewillige lassen sich dagegen auf diesem Weg bei ihrer Reiseplanung bereichern und die Vorfreude auf den nahenden Urlaub wächst.

Gepaart mit dem Trend für den Besuch von noch nie zuvor entdeckten Orten, dies können kleine individuelle Unterkünfte, Destinationen abseits des Massentourismus oder auch unberührte Natur sein, hat sich das Geotagging zu einer wahren Inspirationsquelle und Reiseberichterstattung für Individualtouristen entwickelt. Bezieht man dies auf den deutschen Markt, so kann man feststellen, dass auch innerhalb der landesweiten Grenzen zuvor eher unbekannte Ziele, dank der einflussreichen Wirkung von Social Media, inzwischen mehr Interesse verzeichnen.

Social Media sollte unbedingt auch während der Corona-Pandemie von Hoteliers und anderen touristischen (Rand-) Unternehmen genutzt werden. Stammgäste und potenzielle neue Gäste interessieren sich für die aktuelle Situation vor Ort, wollen mitfühlen und mithilfe von Instagram Stories oder auch Bild-Posts können Betreiber unter anderem die Umsetzung von Hygiene-Auflagen und Sicherheitskonzepten demonstrieren. Dieser Blick hinter die Kulissen schafft Vertrauen, kann vorhandene Unsicherheiten abbauen und schließlich Buchungsauslöser sein. Sinnvoll ist zusätzlich Social-Media-Nutzer zu sogenanntem User Generated Content, also Inhalten, welche von den Gästen selbst gestaltet wurden, zu animieren. Dies ist beispielsweise über Hashtag-Marketingaktionen oder andere Wettbewerbe mit integrierten Verlosungen (z.B. für Reise- oder Hotelgutscheine) möglich. Dank des Belohnungsanreizes steigert sich die Aktivität von Gästen auf dem jeweiligen Profil und der Internetauftritt sowie die Social-Media-Präsenz des Betriebs wird zum vollen Erfolg und bringt wichtige Umsätze.

Doch die wachsende Bedeutung der Social Media im Tourismusmarketing bringt Schattenseiten mit sich.

Eine Kampagne des WWF Frankreich stellt deshalb einen fiktiven Geo-Tag in den Mittelpunkt: „I protect nature“.

Mithilfe dieser Aktion soll die Natur vor, durch Instagram-Tourismus resultierenden Menschenmassen und der häufig einhergehenden Umweltverschmutzung, geschützt werden. Denn es gibt Orte, die der Last des Massentourismus nicht gewachsen sind und deren strukturelle Anpassung an die utopischen Ausmaße dieser Negativ-Seite des Reisens, eine landschaftliche Zerstörung bedeuten würde. So sollte bei allen wirtschaftlichen Interessen die Förderung von kulturellem Austausch im Sinne des sanften Tourismus und die Erhaltung von Ursprünglichkeit doch stets oberstes Ziel bei Verantwortlichen aus Politik und Tourismus sein.

Weitere Gründe für den aussichtsreichen Inlandstourismus

Ein abschließender Blick auf die deutsche Wellness- und Spa-Landschaft lässt Reisewillige vom persönlichen Urlaub in Deutschland träumen. Die besten Spa-Resorts verteilen sich recht gleichmäßig in jede Himmelsrichtung und lassen somit den perfekten Kurzurlaub für jeden in greifbare Nähe rücken. Dabei findet sich selbst bei kleinem Budget und für jeden Anspruch die passende Unterkunft.

Weiterhin sollen an dieser Stelle die Bestenlisten und Empfehlungen von Lonely Planet und Travellers‘ Choice Erwähnung finden. Gefolgt von den schönsten Stränden, gefragtesten oder aufstrebenden Reisezielen werden so jedes Jahr unter anderem die besten Hotels mit Aufmerksamkeit belohnt und dem Travellers‘ Choice Award geehrt. Im Lonely Planet Verlag erscheinen dagegen Reiseführer für die unterschiedlichsten Zielgebiete weltweit und spannende Lektüren für den Individualtouristen. Zu guter Letzt lässt sich demnach der Erfolg Deutschlands als Reiseziel durch die Vielfältigkeit des Angebots und damit mit der Deckung des Nachfrage- und Anforderungsbedarfs von diversen Zielgruppen erklären. Zwar können die verpassten Einnahmen, welche durch die Kontakt- und Reisebeschränkungen seit Beginn des Jahres 2020 im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung ausgesprochen wurden, nicht mehr eingeholt werden, doch wird sich der deutsche Inlandstourismus auf lange Sicht von diesem massiven Einschnitt erholen.

Mit unserem Fernstudium „Destinationsmanagement“ ermöglichen wir allen Interessierten tiefere Einblicke zum Thema und erklären praxisnah wie eine Destination auf jede Bucket-List deutscher Inlandstouristen rückt.

Saskia Funck hat eine Ausbildung zur Tourismuskauffrau absolviert. Im Anschluss entschloss sie sich zu einer Weiterbildung zur staatlich geprüften Betriebswirtin der Fachrichtung Tourismus. Bevor sie zum IST wechselte, vertiefte sie ihre Berufserfahrung bei einem Online-Reisevermittler. Am IST unterstützt sie den Fachbereich Tourismus & Hospitality bei Marketing- und Vertriebsaktivitäten.

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