Clean Eating, Veganismus, Paleo – die Liste spezieller Ernährungsformen ist lang. Fest steht: Von Supermarkt-Produkten mit endlosen Zutatenlisten und Massentierhaltung haben viele genug. Stattdessen wird immer öfter auf Alternativen gesetzt. Doch das Überangebot an Ernährungsvarianten führt schnell zu Überforderung und Unsicherheit – wie sieht sie aus, die ideale Ernährung? Ist Ayurveda die Lösung?
Der Ayurveda: Ein Leben in Balance
Der Ayurveda bietet eher mögliche Herangehensweisen als eine Universalantwort auf diese Frage. Denn die jahrtausendealte indische Lehre strebt auch über die Ernährung hinaus ein allgemeines körperliches und geistiges Gleichgewicht an. Ayurveda bedeutet übersetzt so viel wie „das Wissen vom Leben“. Im Mittelpunkt steht die dauerhafte Erhaltung der Gesundheit und deren Wiederherstellung, wenn sie aus der Balance geraten ist.
Auf diesen Grundlagen basiert auch die ayurvedische Ernährung, die ganzheitlich wirkt, aber auch Beschwerden lindern und die körpereigenen Kräfte anregen kann. Die Basis bilden die drei Dosha-Typen, für die spezielle Ernährungsempfehlungen gelten.
Vata, Pitta und Kapha: die drei Doshas
Vata, Pitta und Kapha sind die sogenannten Dosha-Typen. Aus dem vorherrschenden Dosha lassen sich Rückschlüsse auf das Aussehen, den Körper, aber auch den Charakter und die Anfälligkeit für gewisse Beschwerden ziehen. Wer typgerecht lebt und die ayurvedische Ernährung in seinen Alltag integriert, wird mit Gesundheit, Glück und Lebensfreude belohnt. Ein Ungleichgewicht kann allerdings zu Problemen für Körper und Seele führen.
Die Doshas basieren auf den fünf Elementen – Vata vereint die Elemente Luft und Raum, Pitta Feuer und Wasser, Kapha Wasser und Erde. Vata-Menschen werden als besonders quirlig, abenteuerlustig und enthusiastisch beschrieben. Gerät der Vata-Typ aus dem Gleichgewicht, kann sich das durch Rastlosigkeit und Schlafstörungen äußern.
Herrscht das Pitta-Dosha vor, handelt es sich um eine besonders temperamentvolle und zielstrebige Person. Ein inneres Ungleichgewicht äußert sich durch Wutanfälle, Entzündungen und Verdauungsbeschwerden.
Der Kapha-Typ ist für seine Ruhe und Ausgeglichenheit bekannt. Ist sein Dosha nicht im Gleichgewicht, neigt er zur Fettleibigkeit. Außerdem können Depressionen vermehrt auftreten.
Ayurvedische Ernährung in modernen Zeiten
Der Ayurveda trifft mit seinen Prinzipien den Nerv der Zeit, denn gesundheitsbewusstes Verhalten liegt im Trend. Dazu gehören eine gesunde und ausgewogene Ernährung genauso wie Bewegung und Sport. Aber auch Achtsamkeit ist ein wichtiges Thema. Immer mehr Menschen legen Wert darauf, den Moment bewusst zu erleben und besonders in stressigen Zeiten immer wieder innezuhalten, um ihren Alltag zu entschleunigen.
Der Ayurveda fügt sich perfekt in diesen aktuellen Zeitgeist ein. Die Ernährung nach seinen Prinzipien ist undogmatisch und leicht umzusetzen. Viele Hinweise rund um die Zubereitung und den Genuss ayurvedischer Mahlzeiten gelten für alle Doshas und können daher auch ohne vorherigen Test jedem dabei helfen, Stress zu reduzieren und langfristig gesund zu bleiben.
Alltag und Ayurveda: Ernährung als Ausgleich
Wie kann man die Ernährung nach ayurvedischen Prinzipien für sich nutzen, ohne viel Aufwand zu betreiben? Dafür hält man sich am besten an ein paar simple Grundregeln und Tipps, wie sich das Wohlbefinden im stressigen Alltag ganz leicht verbessern lässt:
- Beim Essen sollte der Genuss im Vordergrund stehen. Deswegen sollten Mahlzeiten langsam und mit Genuss zu sich genommen werden. Auf Ablenkung wie das Smartphone oder den Fernseher sollte verzichtet werden. Ein leicht gesättigter Zustand ohne Völlegefühl ist nach dem Essen ideal. Zwischen den Mahlzeiten sollte außerdem so viel Abstand herrschen, dass die vorherige Mahlzeit vollständig verdaut wird, also mindestens vier Stunden.
- Zur richtigen Zeit das Richtige essen: Das Mittagessen sollte die größte Mahlzeit sein, abends empfehlen sich hingegen eher leichte Speisen, die die Verdauung nicht unnötig belasten. Nahrungsmittel wie Fleisch und Wurst, Fisch, Milchprodukte und rohes Gemüse sollten daher lieber morgens oder mittags gegessen werden. Für das Abendessen eignen sich zum Beispiel leichte Gemüsesuppen.
- Ausgewogenheit und Balance spielen eine große Rolle in der ayurvedischen Ernährung. Deswegen sollte am besten jede Mahlzeit alle Geschmacksrichtungen enthalten – süß, sauer, salzig, scharf, herb und bitter. Auf diese Weise wird auch Heißhunger vorgebeugt.
- Die ayurvedische Ernährung ist darauf ausgerichtet, den Stoffwechsel und das Verdauungsfeuer („agni“) aufrecht zu erhalten. Daher sollte man den Großteil seiner Nahrung kochen und warm zu sich nehmen, was sie bekömmlicher macht. Auch eiskalte Getränke können die Verdauung beeinträchtigen, weswegen man warme Getränke wie Ingwertee oder erhitztes Wasser trinken sollte. Vor, während und nach dem Essen sollte man am besten gar nichts trinken.
- Gewürzen und Kräutern wird im Ayurveda eine heilende Wirkung zugeschrieben. Daher sind sie für jeden, der ayurvedisch kochen möchte, unverzichtbar. Gewürze wie Ingwer und Kurkuma sind aufgrund ihrer gesundheitlichen Vorteile besonders gut geeignet, aber auch heimische Kräuter wie Petersilie und Bärlauch können verwendet werden und geben jedem Gericht einen frischen Geschmack.
- In der ayurvedischen Küche wird außerdem besonders viel Wert auf frisch verarbeitete Lebensmittel gelegt. Um das zu berücksichtigen, empfiehlt sich der Kauf von regionalen und saisonalen Nahrungsmitteln. Außerdem sollten die Speisen möglichst immer direkt und frisch zubereitet werden. Fast Food und aufgewärmtes Essen aus der Mikrowelle sind zu vermeiden.
Wer jetzt neugierig geworden ist und mehr zu einer Ernährung nach Ayurveda wissen möchte, kann in unserer Weiterbildung „Ayurvedische Ernährung“ erfahren, wie ein gesteigertes Wohlbefinden und eine stabilere Gesundheit mithilfe der indischen Heilkunst erreicht werden können.