Digital Detox: Zurück ins echte Leben

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Nichts hat die Gesellschaft in den vergangenen 20 Jahren stärker verändert als die Digitalisierung und die flächendeckende Verbreitung von Smartphones. Spätestens mit der Einführung des ersten iPhones war es für jedermann möglich, immer und überall online zu sein, Mails abzufragen und mit Freunden zu chatten. Oder schnell etwas bei Google zu checken. Eine fantastische Welt voller Informationen ist seitdem für nahezu jeden verfügbar. Doch dieses digitale Dauerfeuer bringt auch Nachteile mit sich.

Die Folgen der Digitalisierung

Das Gefühl, immer erreichbar zu sein. Der Druck, möglichst schnell reagieren zu müssen. Und eine verschwindende Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Dies sind nur einige Symptome des digitalen Alltags. Ständig blinkt die Benachrichtigungs-LED, andauernd poppt irgendwo ein Hinweis auf oder es brummen und piepen Push-Nachrichten. Für Körper und Psyche bedeutet das alles: Stress. Die Auswirkungen können sein: Erschöpfungszustände, Schlaflosigkeit, Burn out, Depressionen, Überforderung und dauerhafte Ablenkung. Und davon sind längst nicht nur Erwachsene betroffen. Laut einer Umfrage der DAK nutzen 85% der Teenager zwischen 12 und 17 Jahren soziale Netzwerke wie WhatsApp, Instagram und Snapchat mehr als 2,5 Stunden täglich. Ausschalten? Keine Option.

Was ist Digital Detox?

Digital Detox, also die „digitale Entgiftung“, will diesen ständigen Fluss von Informationen und die dauerhafte Kommunikation stoppen. Im Silicon Valley, wo der Trend ebenso ironisch wie folgerichtig seinen Ursprung hat, verzichten Teilnehmer von Digital Detox-Kuren für einen überschaubaren Zeitrahmen radikal auf elektronische Medien wie Smartphones und Tablets, Laptops, Fernseher und Smartwatches. Das Alternativprogramm: Ruhe und Entspannung. Vielleicht ein wenig Yoga. Achtsamkeit, Entschleunigung. Einatmen, ausatmen, durchatmen. Einfach mal nicht erreichbar, sondern nur sein. Menschen begegnen, Gespräche führen und sich ganz auf das Gegenwärtige einlassen. Ohne den routinierten Blick aufs Smartphone. Das klingt ein wenig nach Aussteigen, ist jedoch nichts anderes als echtes Leben. Greifbar und analog.

Tipps fürs digitale Fasten

Es muss aber nicht automatisch die große, radikale Detox-Kur sein. Auch im Alltag lässt sich die Macht des Smartphones mit einigen kleinen Tricks bändigen und im Zaum halten. Greift man beispielsweise über den Browser auf die sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook zu und deinstalliert die entsprechenden Apps, reduzieren sich automatisch die Push-Benachrichtigungen. Auch das Einrichten von Zeitfenstern, in denen ganz bewusst auf das Internet verzichtet wird, bringt eine Menge Freiraum, zum Beispiel um sich einer Sache voll und ganz widmen, sich konzentrieren zu können. Ganz ohne Ablenkung. Für eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit sorgen Filtereinstellungen im E-Mail-Programm: Geschäftliches landet in einem Extraordner. Und der bleibt am Wochenende geschlossen – egal wie viele neue Nachrichten er anzeigt. Wer sein Nutzungsverhalten am Smartphone analysieren – und umstellen – möchte, kann auf diverse Apps zurückgreifen, die die Nutzungsdauer einzelner Anwendungen aufzeichnen und etwa zählen, wie oft der Bildschirm am Tag entsperrt wurde. Und auch wenn es eigentlich selbstverständlich sein sollte: Für einen gesunden, störungsfreien Schlaf sollte das Telefon in der Nacht in den Flugmodus gesetzt werden.

Digital Detox als Wellness-Baustein

Auch in Europa erkennen immer mehr Hotels und Reiseveranstalter das wirtschaftliche Potenzial dieses Trends und bieten verstärkt Digital-Detox-Pakete an, die ganz auf die unterschiedlichen Bedürfnisse des Gastes zugeschnitten sind. Die Angebote reichen vom klassischen Wellness-Urlaub ohne WLAN und Fernseher auf dem Zimmer über Pakete, bei denen der Gast sein Smartphone beim Einchecken abgibt, bis hin zum radikalen Entzug in abgelegenen Regionen wie dem australischen Outback oder den Hochalpen. So wird aus dem vermeintlichen Standortnachteil „Kein Mobilfunknetz“ die Chance auf das Alleinstellungsmerkmal „Kein Mobilfunknetz“. Für die Tourismusbranche bedeutet Digital Detox eine Nische mit Potenzial, die es mit entsprechenden Angeboten zu füllen gilt, sowie einen weiteren Baustein für individuelle Wellnessangebote.

Digital Detox im Unternehmen implementieren

Für Kommunikationsmanager (MA), die auf der Führungsebene strategische, konzeptionelle und operative Aufgaben übernehmen werden, bietet diese Branche viele Möglichkeiten. Im Laufe des Masterstudiengangs Kommunikationsmanagement (4 Semester Vollzeit, 5 Semester im dualen Studium, 6 Semester Teilzeit) bekommen die Studierenden tiefe Einblicke in die Kommunikationspsychologie, erwerben fundiertes Wissen zur digitalen Kommunikation und lernen die Möglichkeiten der Digitalisierung kennen. Durch diese digitalen Grundlagen fällt es ihnen leicht, das Thema Digital Detox als Marke bzw. Leistung zu platzieren. Aber auch in branchenfremden Unternehmen gibt es einen wachsenden Bedarf, Elemente des Digital-Detox-Gedankens in die Unternehmensstruktur und -kultur zu implementieren.

IST-Dozentin zu Vor- und Nachteilen der Digitalisierung

Prof. Dr. Ina Kayser von der IST-Hochschule für Management hält passend zu diesem Thema am 12. und 13. September auf der Zukunft Personal Europe zwei Vorträge. Ihr Thema: „Künstliche Intelligenz für HR – Chancen, Risiken und Nebenwirkungen“.

Informieren Sie sich auch rund um das Thema Digitalisierung in unserer kostenfreien Webinar-Reihe #digitalerdienstag.

Dorothee Schulte hat an der Universität Wuppertal und der Université Sorbonne Paris Wirtschaftswissenschaften mit dem Abschluss Diplom-Ökonomin studiert. Sie hat langjährige Branchenerfahrung und ist bei der IST-Hochschule für Management im Fachbereich Kommunikation & wirtschaft für die Konzeption neuer Lehrgänge, die Interessenten- und Studentenberatung sowie für Marketing und Vertrieb zuständig.

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