Fitnessbranche braucht Solidarität

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Es ist eine schwierige Situation für die gesamte Branche: Sämtliche Fitness-, Wellness- und Gesundheitsanlagen sind wegen des Coronavirus (Covid-19) vorübergehend behördlich geschlossen. Viele Mitglieder setzen sich mit dem Gedanken auseinander, die Zahlungen für diesen Zeitraum komplett einzustellen. Was viele Sporttreibende jetzt aber noch nicht realisieren – für die meisten Studios und Vereine bedeutet ein Monat mit Umsatzeinbrüchen und ausbleibenden Neu-Anmeldungen womöglich bereits die Insolvenz und somit die endgültige Schließung der betroffenen Studios.

In bereits veröffentlichten Presseartikeln, wie beispielsweise in der BILD-Zeitung vom 20. März 2020, wird explizit das Thema Vorauszahlungen der Mitgliedsbeiträge an Fitnessstudios behandelt. Dort wird empfohlen, die Beiträge weiter zu begleichen, wenn man selbst von der Krise nicht unmittelbar betroffen ist.

Viele Betreiber spüren eine starke Tendenz, dass sich Mitglieder proaktiv melden, um den Abbuchungen der Mitgliedsbeiträge vorzubeugen.

Auch die starke Fitnessbranche kämpft mit den Folgen der Corona-Pandemie.
Auch die starke Fitnessbranche kämpft mit den Folgen der Corona-Pandemie.

Wir möchten heute in diesem Artikel mit Missverständnissen aufräumen, mit denen die Betreiber derzeit vereinzelt zu kämpfen haben:

1.: Gewinnmaximierung – „Mein Fitnessstudio hat aktuell doch keine laufenden Kosten wie Mieten und Gehälter und möchte somit während der staatlichen Schließung mehr Gewinne einstreichen!“

Dieser Punkt ist schlichtweg komplett realitätsfern. Jeder von uns muss aktuell mit Sicherheit die Miete für seine Wohnung weiterhin bezahlen. Ganz genauso verhält es sich mit den Mieten der jeweiligen Studio-Immobilien: Je größer das Angebot und die Flächen, desto höher sind in der Regel natürlich auch die fortlaufenden Mietzahlungen.

Auch das sensible Thema Gehalt sollte offen angesprochen werden. „Wir möchten nicht, dass unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Pleite gehen und nach nur einem Monat, zum Beispiel in Kurzarbeit, verschuldet auf der Straße stehen. Aus diesem Grund zahlen wir gutwillig volles Gehalt auch während der Schließung. Wir möchten auch langfristige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Aushilfsjobs nicht einfach fristlos kündigen und in finanzielle Engpässe bringen“, so Benjamin Adriani, Geschäftsführer der Kette „Flexx Fitness – Die Fitness Polizei“ in Köln.

2.: Keine Leistung = keine Zahlung. “Ich kann jetzt nicht trainieren gehen, deswegen zahle ich meinen Beitrag nicht!”

Was die Gesetzeslage betrifft, mag das stimmen. Allerdings muss man auch hier differenzieren! Bist du mit deinem Angebot bisher zufrieden gewesen und möchtest auch in Zukunft in deinem Studio trainieren? Dann solltest du Deinen Beitrag weiterzahlen, sofern es dir möglich ist. Denn nur so kann man gemeinsam die Krise überstehen. Bedenke dabei: Viele Studios können dir ein günstiges Angebot nur in Kombination mit einer Laufzeit von zwölf Monaten anbieten und sind deswegen auch auf jede Monatszahlung der Mitglieder angewiesen.

Des Weiteren arbeiten viele Studios hinter den Kulissen auf Hochtouren und bieten ihren Mitgliedern bereits seit Tag Eins der Schließungen Online-Programme und sogar Live-Kurse an, um die Unternehmen und somit auch die Arbeitsplätze zu sichern. „Uns ist die Gesundheit der Mitglieder wie auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehr wichtig und deswegen verstehen wir auch vollkommen den Hintergrund der Schließungen – auch wenn sie uns alle natürlich finanziell stark belasten! Wir wollen mit den Online Angeboten unseren Mitgliedern signalisieren, dass sie uns am Herzen liegen und wir schnellstmöglich alles dafür tun, damit sie auch weiterhin einen großen Teil unseres Angebots nutzen können“, so Adriani.

FAZIT: In einer Krise geht es nicht immer nur um „Wer hat Anspruch und wer nicht?!“ – In einer Krise geht es auch darum, wie man zusammenstehen kann, um auch nach der Krise wieder in seiner gewohnten Umgebung trainieren zu können. Deine Solidarität ist gefragt!

Eric Herrforth hat ein Diplom als Sport- und Gesundheitstrainer, ist Sport- und Fitnesskaufmann und seit 2010 in der Fitnessbranche tätig - mittlerweile als sportlicher Leiter einer Fitnessstudio-Kette. Zudem arbeitet er als Headcoach Cross-Workout Functional Fitness System und organisiert Competitions und Schulungen. Er ist Mitglied im Men's Health Trainer-Team und seit 2013 Dozent beim IST in den Bereichen Groupfitness, Functional Training und Cross-Workout.

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