Stress macht krank und trotzdem leidet statistisch jeder Dritte unter Dauerstress. Druck auf der Arbeit, Stress zu Hause. Wer unter Zeitdruck von Meeting zu Meeting hetzt und im Anschluss versucht, Freunde und Familie unter einen Hut zu bringen, fühlt sich schnell ausgebrannt und kann im Zweifelsfall krank werden. Sich mal richtig zu entspannen, ist für viele ein Traum, der viel zu selten in die Realität umgesetzt wird.
Entspannung und Achtsamkeit sind im Alltag häufig Fremdwörter. Ständiger Zeitdruck führt dazu, dass wir von A nach B hetzen, ohne wirklich im Moment zu sein und den Augenblick zu genießen. Kannst Du Dich noch an das Gesicht der Verkäuferin im Supermarkt erinnern? Welche Farbe hatte das Shirt Deines Mitarbeiters heute? Lass das Leben nicht im Laufschritt an Dir vorbeiziehen. Halte inne und genieße es in vollen Zügen. Wie das geht, ist eine wichtige Lektion im Leben. Ich selbst bin nach Indien gereist, um von den Mönchen im Himalaya zu lernen, wie man sich tiefenentspannt. Meine Erfahrungen möchte ich in diesem Artikel mit Dir teilen.
Die Kraft der Entspannung
Auf den ersten Blick mag es Dir so vorkommen, als würde es Dich wertvolle Zeit kosten, Dich zu entspannen und „nichts zu tun“. Paradoxerweise gewinnst Du Zeit, wenn Du welche in Dich selbst investierst. Wenn Du Dir ein paar Minuten Zeit nimmst, Deinen Alltag loslässt und Dich nur mit Dir beschäftigst, wirst Du Deinen Arbeitsalltag wieder entspannter und mit einem anderen Fokus angehen. Du schaffst Platz für Dich und Deine Gedanken und investierst in Deine mentale Gesundheit. Gleichzeitig wirst Du Dich ausgeglichener fühlen und leistungsfähiger und konzentrierter arbeiten können. Im Umkehrschluss bedeutet keine Zeit für Entspannung zu nehmen, Stress, Anspannung – und im schlimmsten Fall ein saftiges Burnout, das Dir Ressourcen und Lebenszeit entzieht.
Entspannung als seelische Hygiene
Auf meiner Reise nach Indien habe ich von den Mönchen gelernt, dass es nicht in erster Linie darum geht, auf der faulen Haut zu liegen und nichts zu tun. Entspannung ist in Wirklichkeit ein wichtiger Teil unserer mentalen Hygiene, die wir wie Zähneputzen tagtäglich betreiben sollten. Dein Kopf ist eines deiner wichtigsten Assets und ebenso wie Dein Körper verdient er, in Schuss gehalten zu werden.
Die grundlegenden Prinzipien
Von den indischen Mönchen habe ich gelernt, dass folgende Prinzipien die Grundlage für ein fokussiertes und entspanntes Leben bilden.
- Das Prinzip der Achtsamkeit – Einsicht in sich und andere bekommen
- Das Prinzip der Balance – Führt zu Überlegenheit und der wahren Kunst des Nachgebens
- Das Prinzip der Disziplin – Gelegenheiten schaffen, auf sie warten, um sie für sich zu verwenden
- Das Prinzip der Klarheit – Dinge ganz tun oder ganz lassen
- Das Prinzip der Haltung – Das was Du bist und was Du wirst, liegt in Dir selbst
- Das Prinzip des Nicht-besitzen-Wollens – Begierde macht berechenbar, verletzbar und erpressbar
- Das Prinzip der Gelassenheit – Sich nicht zu Handlungen hinreißen lassen
Lass uns im nächsten Schritt schauen, was diese Prinzipien bedeuten und wie sie sich in Deinen Alltag übertragen lassen.
Das Prinzip der Achtsamkeit
Es wird in drei unterschiedliche Ebenen unterschieden: Gedanken (Mantra), Energie (Tantra) und das mechanische System (Yantra). Fühlst Du Dich krank, betrachten wir häufig die dritte Ebene, obwohl eine Krankheit ebenso in unseren Gedanken beginnen und sich auf die energetische und physische Ebene ausbreiten kann. Behandelst Du nur die Symptome, nicht aber die Ursache, wird sie beim nächsten Mal stärker ausfallen.
Achtsamkeit hat viele Gesichter. Wann bist Du das letzte Mal bewusst durch Deine Umwelt gegangen und hast ihre Bilder, Gerüche und Farben vollständig in Dich aufgenommen, ohne durch Gedanken gestört zu werden? Wann warst Du das letzte Mal richtig präsent im Hier und Jetzt? Achtsamkeit nach außen, aber vor allem Achtsamkeit nach innen kann trainiert und verbessert werden.
Übung: Gehmeditation
Diese Übung kannst Du überall und ohne Vorkenntnisse durchführen. Gehe am besten barfuß und richte Deine Konzentration voll und ganz auf Deine Atmung und das gehen. Sollten Deine Gedanken abdriften, bring Deine Aufmerksamkeit zurück zu Deiner Atmung. Spüre jeden Schritt ganz deutlich, konzentriere Dich darauf, wie Du im Einklang mit Deiner Atmung einen Fuß vor den anderen setzt. Spüre den Boden unter Deinen Füßen und fokussiere Dich darauf, wie das Gefühl in unterschiedlichen Bereichen Deiner Füße unterschiedlich intensiv ist. Welchen Teil setzt Du zuerst auf, welchen später?
Das Prinzip der Balance
Die Natur birgt viele Beispiele für Balance: Tag und Nacht, heiß und kalt, Regen und Sonne – alle diese Phänomene bilden eine Balance, deren Gleichgewicht für die Existenz auf unserem Planeten eine wichtige Rolle spielt. Wird dieses Gleichgewicht gestört, kann das fatale Folgen haben. Genauso geht es uns Menschen mit der Balance zwischen Anspannung und Entspannung. Entsteht hier Ungleichgewicht, wirst Du das entschieden fühlen.
Yoga kann dabei helfen, die richtige Balance zwischen physischer und mentaler Entspannung zu finden. Und Yoga ist nicht gleich Yoga. Du kannst unterschiedliche Arten ausprobieren, um für Dich die richtige zu finden.
Das Prinzip der Disziplin
Mönche sind bekannt als die Meister der Selbstdisziplin. Warum ist Disziplin für uns wichtig? Unser Gehirn strebt normalerweise nach dem schnellsten Weg, eine Dopamin-Belohnung zu erhalten. Dass dieser Weg nicht immer der beste ist, ist wahrscheinlich selbst erklärend. Als Faustregel gilt, wenn dir etwas sofort befriedigung beschafft, ist es wahrscheinlich nicht gut für dich. Kommt die befriedigung verzögert, ist es eine gute Entscheidung. Beispiele wären Süßigkeiten (direkte Befriedigung, Langzeiteffekt Karies und Gesundheitsprobleme) und Sport (kurzfristig anstrengend, vielleicht sogar schmerzhaft, du wirst aber danach belohnt und dich gut fühlen, positive Langzeiteffekte).
Das Prinzip der Klarheit
Je klarer Du bist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass Du Deine Ziele erreichst. Sobald Du weißt, was Du willst im Leben, kannst Du die Umsetzung Schritt für Schritt angehen. Sind Deine Ziele nur vage definiert, wird es Dir umso schwerer fallen, diese auch zu erreichen. Mit Klarheit kommt ein ganz anderer Fokus, der Nebel verschwindet und Du kannst endlich zielgerichtet agieren.
Das Prinzip der Haltung
Deine Haltung bestimmt, wie Du auf deine Umwelt reagierst. Ist das Glas für Dich halb voll oder halb leer? Arbeite an einer positiven Haltung Dir selbst und Deinen Mitmenschen gegenüber. Du wirst durchweg positivere Reaktionen erzeugen und mit mehr Selbstbewusstsein mit Problemen umgehen.
Das Prinzip des Nicht-besitzen-Wollens
Dieses Prinzip gilt materiell und emotional. Wenn Du manchmal an einen Fehler zurückdenkst, den Du in einem Meeting vor drei Wochen gemacht hast, hängst Du emotional an dieser Erinnerung und gibst ihr Macht über Dich. Trainiere loslassen und befreie Dich von Dingen, die Dich beschweren.
Das Prinzip der Gelassenheit.
Gelassenheit bedeutet, wie ein Baum im Sturm mitzuschwingen, anstatt umzuknicken. Du kannst Deinen Problemen entspannt ins Auge blicken und sie gelassen bewältigen, anstatt Dich durch Ärger und Stress kontrollieren zu lassen. Bewusste Atmung und Meditation können Dir dabei helfen, mehr Gelassenheit zu entwickeln.
Passende Weiterbildungen für das richtige Stressmanagement gibt es hier.