Influencer-Marketing und Social Media im Tourismus

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Teil 1: Die Perspektive einer Content Creatorin

Social Media Marketing – und ganz besonders Influencer-Marketing – haben sich längst in der Tourismusbranche etabliert. Touristische Destinationen eignen sich per se gut für stark visuell geprägte Plattformen wie Instagram oder Pinterest, doch stimmungsvolle Bilder allein reichen längst nicht mehr aus, um Aufmerksamkeit zu gewinnen und Vertrauen aufzubauen.

In unserer dreiteiligen Interviewreihe zum Thema „Influencer-Marketing und Social Media im Tourismus“ beleuchten wir die Perspektiven von Content Creatorin Tanja Klindworth (Teil 1), Touristik-Consultant Catrin Stoppa (Teil 2) und Unternehmensinhaberin sowie Nachwuchsführungskraft Charlotte Schmerbauch von der SPA VILLA (Teil 3). Alle drei bringen ihre ganz eigene Sicht auf das Thema „Influencer-Marketing“ ein und geben konkrete Tipps und Denkanstöße.

Tanja Klindworth ist Expertin für Influencer-Marketing. Bild: Gabriele Henkel

Im ersten Teil sprechen wir mit Tanja Klindworth darüber, wie touristisches Influencer-Marketing für beide Seiten erfolgreich sein kann – und welche Chancen, aber auch Stolpersteine in der Zusammenarbeit zwischen Hotelbetrieben und Content Creator liegen. Als Reisebloggerin für Wellnessreisen, Autorin und Gründerin von Spaness ist sie seit über 15 Jahren in der Tourismusbranche erfolgreich.

Echtem Wohlbefinden auf der Spur

Wellness besteht für Tanja Klindworth nicht allein aus Sauna und Massage – schon gar nicht im Reisekontext. Wellness definiert die Spaness-Gründerin als eine Auszeit für die Seele, ein Gefühl der Besonderheit eines Ortes. „Warum und wie stellen sich gerade hier Entspannung, Geborgenheit, Ruhe ein? Was tut wirklich gut und wo finde ich es?“

Die Antwort ist so individuell, wie der Mensch, der die Frage stellt. Tanja Klindworth will andere ermutigen, selbst zu reisen und Orte zu entdecken, an denen sich echtes Wohlbefinden einstellen kann.

Was macht einen Ort zum Sehnsuchtsort

Tanja Klindworth sieht sich als Inspirationsgeberin. Auf ihren Reisen sammelt sie natürlich auch traumhafte Bilder, aber vor allem sammelt sie Eindrücke. Sie will ihren Follower:innen vermitteln, wie sie sich an einem Ort fühlt, ob er die Chance auf Geborgenheit, Ruhe und Ankommen birgt oder ob doch ein Hauch von Abenteuer in der Luft liegt. Tanja Klindworth gelingt es, durch ihre Art touristische Erlebnisse zu präsentieren, Follower:innen mit auf eine emotionale Reise zu nehmen.

Diese Plattformen haben sich besonders bewährt

Mit Tanja Klindworths Blog hat alles begonnen und er ist bis heute das Herzstück. „Mein Blog ist eine Plattform geworden, auf der ich meine Leidenschaft für Reisen, Wohlbefinden und Mikroabenteuer teile – authentisch und ehrlich, immer mit dem Ziel, Inspiration für bewusste Auszeiten und Wohlbefinden zu geben.“ Hier sind ausführliche und fundierteste Inhalte zu finden. Die Bloggerin betont jedoch, dass jede Plattform ihre eigene Aufgabe, Ansprache und Zielgruppe im Gesamtkontext des touristischen Marketings genießt und unbedingt zielgerichtet genutzt werden muss.

Social Media Postings können Interesse wecken und Lust auf das Produkt, das Hotel oder die Reise machen.

Dennoch ist es immer wichtig, auf der Webseite ausführliche Informationen zu den Themen bereitzustellen. Die Webseite bleibt das zentrale Instrument, um meine Leistungen 24/7 zu verkaufen und vor allem habe ich über meine eigene Seite die „Hoheit“. Social Media Kanäle können gesperrt oder gehackt werden, oder der Algorithmus ändert von morgen an die Strategie – ohne dass ich großen Einfluss nehmen kann.

Während Instagram und Facebook sich perfekt eignen, um ihre Reisen „live“ mit Storys und Postings zu begleiten, bietet Pinterest langfristig Inspiration. Pinterest nutzt Tanja Klindworth nach der Veröffentlichung eines Reiseberichts auf ihrem Blog, um diesen dann auch verlinken zu können. Linkedin hingegen ist unverzichtbar für den fachlichen Austausch in der Tourismus- und Wellnessbranche. Hier stärkt Klindworth ihre Expertise und kümmert sich aktiv um ihre beruflichen Kontakte. Zusätzlich gewinnen auch TikTok, WhatsApp, Tripadvisor und Flipboard an Relevanz.

Die Spaness-Gründerin unterstreicht im Interview jedoch ganz deutlich: „Mir ist es wichtig, dass jeder Kanal individuell bespielt wird – passend zur Plattform und zur Zielgruppe. So entstehen maßgeschneiderte Inhalte, die meine Follower:innen dort abholen, wo sie sich am liebsten inspirieren lassen.“

Warum Influencer-Marketing so gut funktioniert

Erfahrene Wellness-Influencer:innen betrachten eine Destination ganzheitlich. Es geht beispielsweise nicht nur um die Anzahl der Saunen, sondern wie oder ob der Ort eine Atmosphäre schafft, in der Wellness – also echtes Wohlbefinden – entstehen kann.
Menschen wollen – bevor sie sich für eine Reise entscheiden – inspiriert werden. „Menschen wollen Inspiration, aber sie suchen auch nach Orientierung und Vertrauen.“, so Tanja Klindworth. Influencer:innen nehmen ihre Follower:innen mit auf eine emotionale Reise und machen Orte erlebbar.

„Gäste möchten sich in den Geschichten wiederfinden, sich vorstellen können, selbst dort zu sein und das Erlebte nachzufühlen.“

Drei Erfolgsfaktoren für die Gestaltung von authentischem Content für Wellness und Reisen

Tanja Klindworth definiert die Erfolgsfaktoren für gelungenen Content ganz klar: „Für ansprechenden und authentischen Content im Bereich Wellness und Reisen sind aus meiner Sicht drei Elemente entscheidend: Echtheit, Emotionen und Mehrwert.“

Tanja Klindworth

Stimmungsvolle Bilder allein überzeugen nicht. Sie wirken nur dann, wenn sie mit echten Erlebnissen, persönlicher Wahrnehmung und inspirierenden Texten verknüpft sind. Erst dann entsteht ein konkreter Mehrwert für die Follower:innen.

Klindworth: „Erfolgreicher Content geht über Inspiration hinaus – er bietet immer einen konkreten Nutzen. Geheim-Tipps, Travel-Guides, praktische Hilfestellung, Extra-Wissen.“

Dazu kommt die gezielte Nutzung der einzelnen Social-Media-Kanäle. Jeder Kanal hat seine eigenen Regeln– erfahrene Content Creator, wie Tanja Klindworth, wissen diese Klaviatur zu bedienen.

Checkliste für Hotelbetriebe

Wenn es um den Markenauftritt von Hotelbetrieben oder anderen touristischen Destinationen geht, steht – nach dem Launch der Website – oft Fragen im Raum, „Welche zusätzlichen Kanäle können wir nutzen? Mit wem arbeiten wir zusammen?“ Dabei ist die Frage nach der Plattform für Tanja Klindworth zunächst der falsche Ansatz. Zunächst muss erarbeitet werden, wie man sich präsentieren und wen man ansprechen möchte. Sie rät dazu erst einmal die eigene „Checkliste“ durchzugehen:

  • Was bietet echten Mehrwert für meine Zielgruppe?
  • Wie spreche ich Sehnsüchte und Reisewünsche an?
  • Welche authentischen Erlebnisse kann ich zeigen?
  • Welche Zielgruppe erreiche ich wo, mit welchem Format?

„Gerade im Bereich Wellness- und Aktivreisen ist es essenziell, Emotionen zu wecken und das Erlebnis spürbar zu machen.“, so die Spaness-Gründerin.

Die größten Fehler im Bereich des touristischen Influencer-Marketings

Nach über 15 Jahren im Marketing für Wellnessreisen und zahlreichen erfolgreichen Kooperationen hat Tanja Klindworth eine ganz klare Meinung dazu, welcher Fehler Auftraggeber:innen bei der Planung ihres Social Media Marketings – besonders in der Zusammenarbeit mit Content Creator – vermeiden können und sollten:

  • Bei der Wahl des:der Influencer:ins nur auf Reichweite, statt auf Zielgruppen-Fit zu schauen
  • Kein klares Briefing zu geben (für beide Seiten enttäuschend)
  • Produziertes Material nicht wirklich umfassend zu nutzen
  • Produziertes Material auf allen Kanälen zu nutzen, ohne es der Zielgruppenansprache entsprechend anzupassen

Trends, die sich abzeichnen

Wir haben die erfolgreiche Reisebloggerin und Mikroabenteurerin gefragt, welche Trends sich im Bereich des touristischen Social-Media-Marketings abzeichnen, und worauf – ihrer Meinung nach – in Zukunft mehr Fokus liegen wird. Tanja Klindworth hat, dank ihrer langjährigen Expertise einen geschärften Blick für die Entwicklungen in der Branche und erklärt: „Die Zukunft liegt in noch authentischeren, relevanteren und nachhaltigeren Inhalten, die echten Mehrwehrt bieten.“ Ihrer Meinung nach werden folgende Punkte ganz konkret an Relevanz gewinnen:

  • Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit: Nachhaltigkeitskonzepte verfolgen und glaubhaft kommunizieren
  • Neue Formate und Technologien: kurze, dynamische Inhalte gewinnen an Bedeutung. KI kann helfen die Faktenlage zu analysieren und relevantere Inhalte zu identifizieren
  • Langfristige Kooperationen statt Einzelkampagnen: Echte Partnerschaften schaffen mehr Glaubwürdigkeit
  • Communitykommunikation: Follower:innen nicht mit den schönen Bildern alleinlassen, sondern in den Austausch gehen und Community-Management betreiben.

Fazit und Ausblick

Bei aller Strategie, Zielgruppenanalyse, Kooperationsrecherche und Kampagnenzielsetzung darf eines nicht vergessen werden, betont Tanja Klindworth: „Influencer-Marketing bedeutet nicht, schöne Orte in schönen Bildern zu präsentieren, sondern Menschen mit auf eine emotionale Reise zu nehmen.“ Hierbei hat jeder Content Creator seine ganz eigene Stimme und seine individuelle Art, die persönlichen Eindrücke zu vermitteln. Mit diesem kreativen Fingerabdruck müssen Betriebe sich wohlfühlen, wenn sie eine langfristige Kooperation in Erwägung ziehen.

Tanja Klindworth beim Schnorcheln.

Wir danken Tanja Klindworth für dieses Interview und die fundierten, detailreichen Einblicke in ihre Perspektive als erfolgreiche Content Creatorin im Tourismus.

Im zweiten Teil der Interviewreihe sprechen wir mit Catrin Stoppa, Gründerin und Geschäftsführerin von „Stoppa Touristik Consulting“ darüber, was sie in Bezug auf die Entwicklung und Relevanz von touristischem Social Media- und Influencer-Marketing beobachtet, was sie ihren Kund:innen rät, was sich durch KI verändern wird und warum Blogger:innen dennoch relevant bleiben.

Eva Heß hat an der Bergischen Universität in Wuppertal Germanistik mit dem Schwerpunkt „Sprachwissenschaft des Deutschen“ studiert. Nach dem Studium arbeitete sie 15 Jahre als Copywriterin in verschiedenen internationalen Werbeagenturen. Seit 2024 ist sie am IST in der Marketing- und Presseabteilung für den Fachbereich „Tourismus & Hospitality“ verantwortlich.

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