Zu Beginn meines Masterstudiums an der IST-Hochschule habe ich mich für ein Auslandssemester in Molde (Norwegen) entschieden. Dort am Molde University College habe ich zusammen mit meiner Freundin sechs beeindruckende Monate verbracht.
HiMolde & Studium
Eine Hochschule, die die Master-Studiengänge von meiner Freundin (Maschinenbau) und mir (Sportbusiness Management) im internationalen Format anbietet, war ziemlich schwer zu finden. Doch wir wurden in Norwegen fündig, so dass wir beide an der HiMolde studieren konnten. Meine Freundin wählte Master-Module aus dem Bereich VWL und Logistik. Ich habe den Master-Studiengang Sportmanagement belegt.
Die Findungs- und Vorbereitungsphase für das Auslandssemester hat genauso lange gedauert wie das Semester an sich, knapp sechs Monate. In dieser Zeit haben wir eine Hochschule gesucht, uns um Stipendien bemüht, uns mit dem Erasmus-Status auseinandergesetzt, uns mit Heim- und Auslandshochschule ausgetauscht sowie unser Leben in Molde und unsere Hinreise mit dem Auto geplant.
Das Studieren an der HiMolde ist für internationale Studenten gut angepasst: In meinem internationalen und englischsprachigen Master-Studiengang Sportmanagement an der HiMolde hatte ich Kommilitonen und Professoren aus verschiedenen Herkunftsländern. Wir haben uns über unsere bisherigen Studiumsbemühungen und Berufsstationen ausgetauscht. Schnell wuchs das Netzwerk. Die Professoren (norwegisch, griechisch, israelisch, deutsch) waren jederzeit für uns Studenten da und haben die Kursinhalte auf Englisch verständlich wiedergegeben. Das englischsprachige Studium stellte zu keinem Zeitpunkt eine Art Barriere oder Hindernis für mich dar. Ein Kurs über die norwegische Sprache und Kultur hat mich dem Land meines Auslandssemesters noch ein Stück näher gebracht und war ein guter Gegensatz zu meinen Sportmanagement-Kursen.
Angenehme Vorlesungszeiten
In Summe hatte ich eine sehr angenehme Vorlesungszeit: montags bis freitags hochgerechnet jeweils drei Stunden Vorlesung. Die Vorlesungen und Seminare erfolgten in kleinen Seminarräumen, weil die Kurse nie mehr als 20 Studenten aufwiesen. Es war also ein sehr familiäres Klima. Trotzdem eine enorme Umstellung für mich als IST-Fernstudent, der noch nie ein Präsenzstudium in dieser Form miterleben durfte. Die klassische Studienform des Präsenzstudiums wollte ich jedoch unbedingt noch einmal in meinem Studium erleben und war auch ein Grund für das Auslandssemester.
Leider dauerte dieses aufgrund der Corona-Pandemie nur zweieinhalb Monate – bis Mitte März. Schlagartig, nachdem viele Einschränkungen von der norwegischen Regierung beschlossen worden waren, änderte sich der Alltag für uns Studenten in Molde. Die HiMolde hat den Zutritt zum Campus verboten und das bedeutete, dass die Bibliothek nicht mehr besuchbar war, Computerräume geschlossen waren, im internen Hochschul-Fitnessstudio das Training nicht mehr möglich war, die Cafeteria nicht mehr genutzt werden konnte und die unterschiedlichen Aufenthaltsräume ebenfalls nicht mehr für uns Studenten zur Verfügung standen. Das Studium wurde schnell auf online umgestellt. Und schon hatte ich mein bisher von der IST bekanntes Online-Fernstudium zurück. Kursmaterial wurde von der HiMolde digital zur Verfügung gestellt und Vorlesungen von den Professoren aufgenommen und uns ebenfalls digital zugestellt. Oder aber es fanden Live-Meetings über die Video-Plattform Zoom statt. Als die Vorlesungszeit beendet war, habe ich mich auf das Lernen für meine drei Prüfungen eingestellt. Eine digitale Hausarbeit und zwei klassische Prüfungen – am Laptop von zu Hause – standen nach viereinhalb Monaten Vorlesungszeit und Lernphase im Mai an.
Leben & Freizeit
Da ich den Weg nach Norwegen zusammen mit meiner Freundin im Auto zurückgelegt habe, hatte ich in Molde den großen Vorteil, dass wir jederzeit mobil und flexibel waren. Unsere Wohnung im Studentenwohnheim war fünf Gehminuten vom Campus entfernt und hatte somit für uns eine optimale Lage während der Vorlesungszeit. Auch die City war relativ nah und nur fünf Fahrminuten entfernt. Insgesamt waren auch die Wege zu Supermärkten und den beiden anderen Studentenwohnheimen der HiMolde-Studenten fußläufig zu erreichen.
Die Kosten in Norwegen sind grundsätzlich höher als in Deutschland. Vor allem bei Nahrungsmitteln und Getränken war der Kostenunterschied zwischen Deutschland und Norwegen erheblich. Wenn man jedoch vorab die Ausgaben in Norwegen kalkuliert und sich einen groben Überblick verschafft hat, wie hoch die monatlichen Lebenshaltungskosten sind, kommt man auch mit dieser Thematik gut zurecht. Zum Verständnis: Ein Sixpack Bier kann in Norwegen auch mal 40 Euro kosten.
Die Norweger haben meine Freundin und mich jederzeit willkommen geheißen und uns in das Unigeschehen eingebunden. Die Tatsache, dass so gut wie jeder Einheimische die englische Sprache gut bis sehr gut beherrscht, machte es für uns im Alltag unkompliziert. Sowohl mit Wohnung und Infrastruktur als auch mit den Studieninhalten und der Betreuung war ich während des Semesters rundum zufrieden. Mit uns waren noch knapp 25 weitere Erasmus-Studenten in Molde für ein Auslandssemester eingeschrieben. Die Community, die sich anfangs aus den Erasmus-Studenten gebildet hat, besteht auch nach dem Auslandssemester weiter. Aus Südkorea, Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz, Österreich und Rumänien kamen die anderen Erasmus-Studenten.
Lagerfeuer, Eisbaden und Skifahren
Seitens der Hochschule und seitens einer Outdoor-Interessengemeinschaft der Hochschule wurden allen Studenten der HiMolde Freizeitaktivitäten zum Mitmachen angeboten (Lagerfeuer, Surfen, Eisbaden im Fjord, Hiking, Camping, Hüttentouren, Skifahren etc.). Diese meist kostenlosen oder kostengünstigen Abenteuer stellten eine super Möglichkeit dar, um Molde und Umgebung zu erkunden.
Mitte März, kurz vor den Einschränkungen durch Corona, sind wir für ein langes Wochenende nach Tromsø geflogen. In Tromsø angekommen, mussten wir erfahren, dass unsere bereits Wochen zuvor geplante und gebuchte Huskytour coronabedingt ausfiel. Zum Glück haben wir aber noch auf die Schnelle ein adäquates Ersatzprogramm finden können und sind mit einer Kleingruppe nachts an die norwegisch-finnisch-schwedische Grenze gefahren und haben Polarlichter gesehen. Atemberaubend!
Als wir nach einem erlebnisreichen Trip von Tromsø wieder nach Molde kamen, wurden leider auch die Aktivitäten in Molde weitgehend gecancelt. So haben wir uns viele Wanderrouten auf eigene Faust rausgesucht und immer wieder aufs Neue erlebnisreiche Touren und unfassbare Panoramen erlebt. Jede Wandertour, jede Bergbesteigung und jeder Trip war seine Zeit und Mühen definitiv wert. Und nachdem wir Ende Mai unsere letzten Klausuren geschrieben haben und der Schnee geschmolzen war, waren wir sowieso fast jeden Tag unterwegs und haben empfohlene Orte besucht, auf Bergen gefrühstückt, bis nachts auf den Berggipfeln gesessen und die wunderbaren Sonnenuntergänge bestaunt oder einfach am Strand gesessen und die Eindrücke wirken lassen.
Roadtrip als Finale
Den Abschluss des Auslandssemesters bildete Mitte Juni ein Roadtrip von Molde zurück nach Deutschland in die Heimat: Acht Tage bestes Wetter, einzigarte Aktivitäten und Erlebnisse, tolle norwegische Gastfreundschaft sowie ruhige und perfekte Unterkünfte haben meiner Freundin und mir eine ganz besondere und zeitlose Rückreise beschert. Einen Roadtrip durch Norwegen kann ich wärmstens empfehlen. Es ist eigentlich egal, wo man lang fährt und wo man ankommt, denn Norwegen bietet überall wunderbare Orte, Einkehr- und Campingmöglichkeiten sowie Strände, Wanderpfade und Aussichtspunkte.
Kurz gesagt blicke ich positiv auf ein Auslandssemester der etwas anderen Art zurück. Wählt man Molde als Destination für ein Auslandssemester, erhält man Natur, Berge und Fjorde, gastfreundliche Norweger, ausreichend viele Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten, eine sehr gut auf internationale Studenten abgestimmte Hochschule und eine tolle Betreuung während des Semesters.
Informationen zu den Möglichkeiten eines Auslandssemester für IST-Studenten gibt es hier.