Mit der richtigen Ernährung das Immunsystem stärken

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Ayurvedische Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken.

Das Immunsystem schützt den Organismus vor krankmachenden Einflüssen. Dafür benötigt es verschiedene Zellen und Organe sowie die Fähigkeit, Antigene zu erkennen und Antikörper zu bilden. 80 Prozent der Immunzellen befinden sich im Darm und bilden das darmeigene Immunsystem (GALT, gut-associated lymphatic tissue). Dabei wirken Darmflora und Darmmukosa als Schutzbarriere.

Ein intaktes Darm-Immunsystem dient als Schutzfaktor vor den neuartigen Coronaviren. Diese lassen sich unter anderem im Stuhl von COVID-19-Erkrankten nachweisen. Ein geschwächtes Immunsystem führt im Darm zu einer Dysbiose (gestörtes Gleichgewicht der Darmflora) – die Coronaviren können leichter die Mukosa durchtreten und sich im Organismus ausbreiten, was besonders für Risikopatienten als kritisch gilt (Xiao et al., 2020).

Probiotika fördern das Immunsystem

Probiotika wirken immunfördernd, indem sie die positive Darmflora als Schutzbarriere aufbauen. Des Weiteren senken sie über die Bildung von Laktat und Wasserstoffperoxid den pH-Wert im Darmlumen. Da Viren einen pH-Bereich von 6-8 benötigen, bewirkt der saure pH-Wert ihre Inaktivierung und verhindert den Mukosadurchtritt. Zudem stimulieren Probiotika die Immunglobulin-A-Bildung, das sind die bestimmenden Antikörper in den Körperflüssigkeiten.

Bestimmte Probiotika wirken signifikant präventiv bei viralen Infekten in den oberen Atemwegen. Dazu gehören Stämme der Laktobazillen (acidophilus, brevis, lactis) und Stämme der Bifidobakterien (bifidum, lactis) (Strasser et al., 2016). Die Übertragung und Anwendung bei Corona ist aktuell in der Forschung.

Empfehlenswert ist der tägliche Verzehr von ein bis zwei Portionen probiotischer Lebensmittel, beispielsweise Sauerkraut, Brottrunk, Kefir und Naturjoghurt.

Ausgewogene Kost stärkt das Immunsystem

Eine ausgewogene und bedarfsgerechte Kost ist die beste immunstärkende Ernährung. Dazu gehört ein moderater Umgang mit Zucker, Salz und Fett. Überhöhte Zuckerzufuhren (Hyperglykämien) sind zu meiden, da sie die Funktion der Immunzellen einschränken. Überhöhte Salzaufnahmen (täglich mehr als sechs Gramm) wirken ebenfalls negativ, da sie die Bildung von Glukokortikoiden fördern. Diese Steroidhormone blockieren Teile der zellulären Immunabwehr (Jobin et al., 2020). Übergewicht und ernährungsabhängige Erkrankungen gelten zudem als Risikofaktor für schwere COVID-19-Verläufe (DANK, 2020).

Besonders wichtig ist die Eiweißbedarfsdeckung (0,8-1 g/kg Körpergewicht/d), da Eiweiß als Baustoff und Energielieferant für das Immunsystem fungiert. Regelmäßige Aufenthalte im Freien sichern den Bedarf an Vitamin D, einem Vitamin mit immunmodulierender Wirkung, welches nur begrenzt in der Nahrung vorkommt. Die Supplementation sollte jedoch nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen. Auch Omega-3-Fettsäuren wirken sich positiv auf das Immunsystem aus, allerdings nur unter Einhaltung des Verhältnisses zu den Omega-6-Fettsäuren (ω6:ω3 = 5:1).

Der immunfördernde Speiseplan

Als Grundlage dient das antioxidative Schutzsystem, bestehend aus Zink (Fleisch, Milchprodukte), Kupfer (Nüsse, Hülsenfrüchte), Mangan (Vollkorn, Hülsenfrüchte) sowie Selen (Hülsenfrüchte, Nüsse).

Die regelmäßige Verwendung bestimmter Kräuter und Gewürze – reich an antioxidativen sekundären Pflanzenstoffen – ist ebenfalls empfehlenswert. Hierzu gehören Thymian, Ingwer, Hagebutten, Chili und Kurkuma. Für die immunfördernde Wirkung ist folgendes zu beachten: Thymian, Ingwer und Chili sind frisch zu verwenden, Hagebutten getrocknet, als Saft oder Pulver. Kurkuma zeigt in Curry eine bessere Verfügbarkeit, da es hier gemeinsam mit dem immunstärkenden Piperin aus Pfeffer vorliegt.

Laut der traditionellen chinesischen Medizin sollen auch Shiitake-Pilze auf dem täglichen Speiseplan stehen – täglich eine Handvoll frisch oder zwei Gramm getrocknet. Sie enthalten reichlich β-Glucane (Polysaccharide), welche die darmeigenen Immunzellen aktivieren und das Risiko für Bronchitis und Infektanfälligkeit minimieren (Bös, 2017).

Manuka-Honig, der Nektar vom Manuka-Baum, gilt als besonders antibakteriell und reduziert nachweislich Entzündungen sowie pathogene Keime im Mund- und Rachenbereich. Forscher empfehlen täglich ein bis zwei Esslöffel des sehr kostenintensiven Süßungsmittels (Atrott, 2013).

Beim schwarzen Knoblauch, auch Black Garlic genannt, handelt es sich um fermentierten Knoblauch, der weniger scharf ist und keinen Knoblauch-Atem verursacht. Durch die Fermentation verfügt er über eine bessere antioxidative, antibakterielle und immunstimulierende Wirkung und unterdrückt so das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Viren (Kimura et al., 2017).

Immunförderung durch Nahrungsergänzungsmittel?

Generell gilt: Immer das ganze Lebensmittel bevorzugen, statt daraus hergestellte Produkte. Einige Nahrungsergänzungsmittel gelten jedoch als geeignet.

Zistrosenextrakte aus der Graubehaarten Zistrose enthalten Phenole mit einer nachgewiesenen antiviralen Wirkung. Sie blockieren Viren und verhindern so ein Andocken und Eindringen in die Wirtszelle (Kalus et al., 2009). Der Hersteller empfiehlt bei Reizungen im Mund- und Rachenraum aller drei Stunden zwei Tabletten und als COVID-19-Prophylaxe zwei Tabletten bei Kontakt mit haushaltsfremden Personen. Allerdings haben Zistrosenextrakte keine Medikamentenzulassung in der Corona-Therapie.

Ebenfalls klinisch nachgewiesen ist die immunmodulierende Wirkung von isolierten Arginin, Glutamin, Omega-3-Fettsäuren, Selen und Zink. Sie kommen bereits bei kritisch kranken und chirurgischen Patienten zum Einsatz (Blumenschein, Smollich, 2015). Die Übertragbarkeit auf COVID-19 ist aktuell in der Forschung.

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein untersucht mit der COVit-Studie die Wirkung von Niacin und Kieselerde im Rahmen der COVID-19-Therapie, um den Erkrankungsverlauf abzumildern. Nähere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Universitätsklinikums.

Fazit

In Anbetracht der aktuellen Situation und als generelle Prophylaxe ist eine immunstärkende Kost durchaus empfehlenswert. Aber immunstärkend bedeutet lediglich eine Unterstützung des Immunsystems durch immunmodulierende Substanzen. Prof. Dr. med. Bischoff, Universität Hohenheim: „Es gibt keine nachgewiesenen Beweise dafür, dass bei gut ernährten, gesunden Personen die routinemäßige Verwendung von Mikronährstoffen in hohen Dosen eine Infektion (bakteriell oder viral) verhindern oder den Krankheitsverlauf verbessern kann.“

Die Meinung der Autoren muss nicht die Meinung des IST widerspiegeln.

Quellen:

Atrott J: Methylglyoxal in Manuka-Honig (Leptospermum scoparium): Bildung, Wirkung, Konsequenzen. Dissertation an der TU Dresden; https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-150072

Blumenschein B, Smollich M: Schutz aus der Nahrung – Welche Patienten profitieren von Immunonutrition? Deutsche Apotheker Zeitung 2015; 15: 34

Bös D: Mykotherapie bei Immunschwäche. Erfahrungsheilkunde 2017; 66: 30-35

DANK (Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten): Viele Corona-relevante Vorerkrankungen hätten durch wirksamen Prävention verhindert werden können. Pressemitteilung vom 12.05.2020

Jobin K et al.: A high-salt diet compromises antibacterial neutrophil responses through hormonal perturbation; Science Translational Medicine 2020; Vol. 12; DOI: 10.1126/scitranslmed.aay3850

Kalus U, Radtke H, Kiesewetter H: Effect of Cystus 052® and Green Tea on Subjective Symptoms in Patients with Infection of the Upper Respiratory Tract. Phytotherapy Research 2009, DOI: 10.1002/ptr.2876

Kimura S et al.: Black garlic: A critical review of its production,bioactivity, and application. Journal of food and drug analysis 2017; 25: 62-70

Strasser B et al.: Probiotic Supplements Beneficially Affect Tryptophane-Kynurenine Metabolism and Reduce the Incidence of Upper Respiratory Tract Infections in Trained Athletes: A Randomized, Double-Blinded, Placebo-Controlled Trial. Nutrients 2016; 8: 11

Xiao F et al. Infectious SARS-CoV-2 in Feces of Patient with Severe COVID-19. Emerging infectious diseases 2020; 26: 8

Sabine Haun hat an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Ernährungswissenschaften studiert und als Diplom-Trophologin abgeschlossen. Anschließend arbeitete sie als Ernährungstherapeutin und Gesundheitsförderin in Thüringen. Nach über zehn Jahren praktischer Tätigkeit hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Themen Ernährung und Gesundheit an Interessierte weiterzugeben – als Tutorin für angehende Ernährungsberater, als Autorin für ernährungsspezifische Fortbildungen sowie als Publizistin für Ernährung, Gesundheit und Prävention.

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