Wer behauptet in der deutschen Marketingbranche gäbe es keinen indirekten Dresscode, der lügt. Das kann ich seit vergangener Woche mit bunten Blazern und weißen Sneakers widerlegen. Auf dem Coachella der Marketing-Welt treffen Marketing-Gurus auf weltweite Prominenz. Das Online Marketing Rockstars Festival (kurz: OMR) ist wochenlang nicht nur auf LinkedIn in aller Munde, sondern auch spätestens mit dem Betreten der Hamburger Innenstadt nicht mehr zu übersehen. Eine Stadt steht Kopf für eine Branche. Aber wie ist es vor Ort? Lohnt es sich 6,5 Stunden Zugfahrt auf sich zu nehmen und eine der wichtigsten Hauptstraßen Hamburgs zu sperren, um stundenlang vor einer Bühne zu warten? Für eine Tennis-Legende, die das erste Mal Gold bei Olympia gewann, als ich gerade mal ein Jahr alt war? (Kleiner Spoiler an dieser Stelle: ja!)
OMR – bitte was?
Was ist denn das OMR überhaupt? Das Online Marketing Rockstars Festival ist eine Live-Messe im Hamburger Messe und Congress Zentrum. Besucher:innen können sich hier spannende Vorträge anhören, an exklusiven Masterclasses teilnehmen, Side-Events besuchen und treffen auf prominente Gäste aus Film, Fernsehen und dem Marketing-Universum. Zwei Tage lang stürmten dieses Jahr 70.000 Besucher:innen auf das Gelände, um Neues zu lernen, sich zu vernetzen und die Trends für das kommende Jahr von Expert:innen aus erster Hand zu erfahren.
Nachdem ich gelesen habe, dass die IST-Hochschule einen Experience-Day auf dem OMR veranstaltet und zwei Studierenden die Möglichkeit gibt, die größte Marketing-Veranstaltung Deutschlands gemeinsam mit dem IST-Team zu besuchen, hat meine Bewerbung für ein Festivalticket im Wert von 399 Euro plus Hotelübernachtung und Reisekostenpauschale nicht lange auf sich warten lassen. Schneller als gedacht stand fest: ich darf nach Hamburg fahren. Here we go: nach 6,5 Stunden Zugfahrt von Ulm nach Hamburg war ich bereit für mein erstes Mal OMR.
Nach all den Märchen und Mythen, die ich auf LinkedIn über das Festival gelesen hatte, stellte ich mir die Frage: ist es den Hype wert? Um das zu beurteilen, habe ich einiges erlebt, viel mitgenommen und alles versucht, um diese Frage zu beurteilen.
Was bietet die OMR?
Um der Frage auf den Grund zu gehen, könnte ich Euch hier eine Menge auflisten, allerdings ist der Platz und auch Eure Geduld beschränkt, weswegen ich mich auf meine absoluten Highlights fokussieren möchte. Zunächst zum Star der zwei Tage: die oben erwähnte Tennis-Legende Serena Williams. In einem Interview hat sie extrem sympathisch und bodenständig über ihre Familie, den Sport und ihre Investitionen gesprochen, darüber, was sie aus ihren Lebensstationen gelernt hat und in anderen Bereichen einsetzt.
Weiter hatte ich einen kleinen Fangirl-Moment, weswegen ein frühes Aufstehen sich am zweiten Tag definitiv gelohnt hat: Ann-Kathrin Schmitz. Sie ist DIE Expertin in Bezug auf Social Media und im Bereich Influencer:innen-Marketing und bringt als eine der ersten Managerinnen jahrelange Erfahrung aus dem Business mit. Ihre Keynote zeigte die Bedeutung vor allem von Communities auf und gab mir persönlich viel Input für meine persönliche Entwicklung, aber auch für meinen Berufsalltag.
Genauso mitgerissen hat mich der Vortrag von Sascha Lobo als Einstieg in das OMR mit dem Titel: „Warum Deutschland einen KI-Ruck braucht“ – damit hat der deutsche Autor, Publizist, Journalist und Blogger das Thema der Messe mit dem Nagel auf den Kopf getroffen und einen wahnsinnig spannenden Einblick gegeben.
Unerwartet begeistert war ich von den Interviews mit Pamela Reif und Katja Krasavice. Die beiden sind definitiv mehr als Social-Media-Stars und haben es als Girl-Bosse verstanden, wie man ein erfolgreiches Business auf die Beine stellt. Und abschließend mein perfektes musikalisches Highlight: Macklemore live zu hören. Die Stimmung, die talentierte Band und die Tänzer:innen haben die Halle mit Leben gefüllt und die verklemmtesten Anzug-Träger:innen bewegt, ihre Hüften zu schwingen. Eine Stunde lang hat er mit seinen bekanntesten Songs das OMR Festival gebührend beendet und läuft seitdem in meiner Playlist wieder rauf und runter.
Meine Learnings nach zwei Tagen OMR
Bei so viel Wissensinput, war es mir wichtig meine persönlichen Learnings herauszukristallisieren und an diesen lasse ich Euch gerne teilhaben:
1. ChatGPT hat den Startschuss für die breite Masse gemacht
Künstliche Intelligenz ist überall. Auch auf der OMR und vor allem in der Online-Marketing-Branche. Zahlreiche Vorträge, Masterclasses und Side-Events drehten sich um Best-Practices, Chancen und Herausforderungen, die in Bezug auf den Einsatz von Softwares zu beachten gibt. Zum Beispiel die Tatsache, dass ChatGPT am bayerischen Abitur gescheitert ist. Aber mal ehrlich: als erfolgreiche Absolventin des bayerischen Abiturs kann ich Euch sagen: wundert mich auch nicht. Aber das ist ein anderes Thema. 😉
Ich durfte zahlreiche Einsatzmöglichkeiten vor Ort erleben: unter anderem einen digitalen Avatar von Frank Thelen, der zum Publikum gesprochen hat ohne live vor Ort zu sein oder ein männlicher Freiwilliger, der für die Social-Media-/Influencer:innen-Marketing-Expertin Ann-Katrin Schmitz eine Sequenz für ihren Podcast „Baby got Business“ live auf der Bühne aufgenommen hat und nach dem Rendering zum Verwechseln ähnlich klang. Der Selbstversuch einer Expertin die neue Carly Rae Jepsen zu werden, indem sie ihren Erfolgshit „Call me maybe“ in das Mikrofon singt, war dann allerdings doch zu viel des Guten und vor allem zu viel für die App und so konnte auch das Rendering bei dem Gesang nicht mehr viel machen.
Noch eine Herausforderung an der die KI gescheitert ist: auf die Musikbranche lässt sich der neue Trend wohl noch nicht übertragen und Sänger:innen müssen wohl künftig weiterhin wirklich singen können und können somit nicht auf den „Voice Clon“ vertrauen. Wobei ein Trend hier untertrieben ist. Auf der OMR wurde von einer neuen Ära berichtet, die durch KI begonnen hat. Aber dennoch war es gleichzeitig faszinierend und gruselig durch den kleinen Ausblick zu sehen: was ist mit KI möglich? Und wie wirkt sich das auf unseren Arbeitsalltag aus? Beeindruckend war hier Johannes Kliesch, der Gründer des Start-Ups Snocks, der nur für den Bereich KI einen eigenen Mitarbeiter eingestellt hat, mit der Aufgabe das Themengebiet im Unternehmen voranzubringen. Das zeigt, dass die neusten Entwicklungen nicht zwingend ein Jobkiller sind. Im Jahr 2023 fokussieren sie sich auf KI-erstellte, optimierte Texte, ab 2024 soll dann das automatische Einfärben von Socken auf den Bildern möglich sein. Wir sind gespannt und wer weiß? Vielleicht finden wir ja auf der Snocks Homepage bald lila-blass-blau-karierte Socken wieder- wäre doch irgendwie cool? Natürlich nur sinnvoll, wenn man sie tatsächlich auch kaufen kann.
2. Communities are the Key
Ja, auch „Communication is the key“, aber Kommunikation beinhaltet auch Communities. Marken müssen zum Leben erweckt werden, in den Austausch mit ihren Kund:innen gehen und jede Menge Action bereithalten, dass es im Feed für den:die User:in nicht langweilig wird. Wir selbst tauschen uns ja auch selbst am liebsten mit Freunden, Familie & Co. aus und das auch im Netz. Wir freuen uns über Gleichgesinnte und entdecken Gemeinsamkeiten. Und das gilt es als Marke zu erstellen, zu fördern und zu pflegen.
Ein beeindruckendes Beispiel an dieser Stelle: das Schmuck Start-Up Purelei, dass ein Haus auf Hawaii zur Content-Creation ihrer Corporate Content Creators zur Verfügung stellt. Während in anderen Unternehmen das Social-Media-Marketing noch von einem:einer Praktikant:in geführt wird, schafft die Gründerin Alisa Jahnke eine ganz besondere Möglichkeit Bilder und Videos mit dem „Aloha“-Feeling direkt am Strand von den Schmuckstücken in die Feeds der User:innen zu spülen. Das soll nach eigenen Aussagen den umsatzärmsten Monat Januar um 130 % verbessert haben. Sonne und Meer gab es für die vier Mitarbeiter:innen noch oben drauf.
3. Live ist geil. Und Nichts kommt an dieses Gefühl ran.
Das hat mir nicht nur der Auftritt von Macklemore deutlich gemacht, sondern auch seine Worte darüber, als Musiker und Künstler nach der Corona-Pandemie wieder live auftreten zu dürfen. Denn ist es nicht irgendwie ironisch, dass das ONLINE Marketing Festival als Präsenz-Messe stattfindet? Definitiv paradox, aber es funktioniert. Weil Emotionen, Netzwerken und Erlebnisse in erster Linie vor Ort funktionieren, werden Themen wie Digitalisierung, digitale Events und Social Media nur in Live-Vorträgen behandelt. Natürlich pusht dies auch den regelrechten Hype um das Festival, aber scheinbar hat es keine:n der 70.000 Besucher:innen abgehalten oder sich nehmen lassen mit einer Akkreditierung das Gelände zu betreten.
So viele Menschen erfordern natürlich auch Organisation und Ordnung und da hat die OMR noch viel Potential nach oben. Überfüllte Hallen mit Einlass-Stopp, nur maximal 7.000 erlaubte Besucher:innen in der Konzerthalle und lange Schlangen vor den Food-Trucks erfordern viel Durchhaltevermögen, Geduld und lange Wartezeiten, um rechtzeitig überhaupt einen Platz in der Halle zu bekommen. Dennoch freuen mich meine Erkenntnisse von der OMR in Bezug auf meine Berufswahl und meinen Master-Studiengang „Kommunikationsmanagement“ an der IST-Hochschule: Die MICE-Branche ist nicht „out“ nach Corona oder gar am Boden – sie ist sogar stärker gefragt als zuvor und das macht mich als Event-Managerin mehr als glücklich.
Ist die OMR den Hype wert?
“OMR 23 – Bigger than Harry & Meghan’s Netflix series.” – Dieser Spruch war auf dem Messegelände zu lesen, aber ist das nicht zu hoch gegriffen? Zumindest gibt es mehr Hauptprotagonist:innen auf den Bühnen als in der Serie mit deutlich mehr Tiefgang und Expert:innenwissen.
Eine Gemeinsamkeit: es ist jeweils ein eigener Cosmos, der nach außen hin fasziniert – sowohl die Royal Family als auch das OMR-Universum. Eine weitere: die Aufmerksamkeit. Die Medien waren beide Male voll mit diesen Ereignissen in ihrer jeweiligen Bubble. Das OMR besonders auf den Social-Media-Kanälen. Der Netflix Serienhit eher in den Klatschblättern im In- und Ausland (auch ein Learning der OMR passend an dieser Stelle: schlechte Presse ist manchmal besser als keine. 😉. Spaß beiseite. Das OMR hat einen berechtigten Hype. Es ist eine exklusive Marketing-Veranstaltung in so einem aufwändigen und besonderen Ausmaß, wie man es in Deutschland kein zweites Mal findet. Hier kommt das „Who-is-Who“ der Branche zusammen, man bekommt einen umfassenden Einblick in aktuelle Trends und die „state-of-the-art“. Es gibt so Vieles zu entdecken, dass man fast das Gefühl hat, man würde am anderen Ende wieder etwas Spannendes verpassen. Natürlich kann man auch weiterhin unbeschwert in seinem Job weiterarbeiten ohne vor Ort gewesen zu sein, aber es macht definitiv viel Spaß und ist allemal einen Besuch wert. OMR ist ein Erlebnis, auf das man sich einlassen muss, aber man kann enorm viel von inspirierenden Menschen lernen.
Danke an die IST-Hochschule für diese einmalige Möglichkeit!
Ich bin mit einem breiten Grinsen, vielen Learnings und tollen Erinnerungen aus Hamburg und von der OMR wieder in den Zug gestiegen und mehr als dankbar, ein kleiner Teil davon gewesen sein zu dürfen. Mein erstes Mal OMR – es war mir ein Fest. Und es war garantiert nicht das letzte Mal!
In Hamburg sagt man Tschüss!
Eure Sophia
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