Noch vor wenigen Wochen dachte niemand, dass der alljährliche Sommerurlaub wie geplant stattfinden könnte. Die Covid-19 bezogenen, weltweiten Reisewarnungen des Auswärtigen Amts und die täglichen Nachrichten ließen erholsame Tage unter italienischer Sonne oder bei spanischer Paella in weite Ferne rücken.
Selbst ein Urlaub im eigenen Land war durch Reisebeschränkungen und der Abriegelung der Urlaubsinseln in Nord- und Ostsee fast unmöglich geworden. Zumindest vorerst galt es, die persönlichen Erholungsinteressen hintenanzustellen. Diejenigen, welche es nichtsdestotrotz mutig an den Grenzübergängen probierten, sahen sich bei Grenzkontrollen einer Abweisung konfrontiert, wenn kein „triftiger Reisegrund“ oder berufliche Verpflichtungen vorlagen. Doch nun hat das Auswärtige Amt für einige Länder die Reisewarnung bis vorerst 31. August 2020 gelockert und somit steht selbst einer Flugreise keine Hürde mehr im Weg.
Ohne Vorbereitung geht es nicht – verlässliche Informationsquellen
Dennoch sollten sich Urlauber tagesaktuell über die Infektionszahlen und über die Reisebeschränkungen des auserkorenen Urlaubsziels in den täglichen Nachrichten und auf einschlägigen Internetseiten, wie der des Robert-Koch-Instituts und des Auswärtigen Amts erkundigen. Alle öffentlich-rechtlichen Sender, von ZDF bis rbb, haben auf ihren Online-Plattformen Liveblogs zur Corona-Krise integriert und ermöglichen damit Interessierten jederzeit Zugriff auf Relevantes zum weltweiten Geschehen.
Ein wissenschaftlich fundiertes Update liefert zudem der beliebte und mittlerweile mit dem Grimme Online Award ausgezeichnete NDR Info Podcast mit dem Virologen und Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Professor Christian Drosten. Ebenfalls aus dem Programm des NDR Info stammt der Podcast „Lesetipps und Lumpenpack“ welcher Zuhörer einlädt, ein aufregendes Experiment zu begleiten. Lena Bodewein und Holger Senzel leben zusammen mit ihrem Sohn Johnny in Singapur und bilden die erste Korrespondenten-Familie der ARD im Ausland. In den Episoden berichten sie von persönlichen Erlebnissen in Zeiten der Pandemie und lassen das Publikum an ihrem Leben, welches derzeit von deutlich weniger Reisen als normalerweise geprägt ist, teilhaben.
Außerdem bieten die Webauftritte der Tourismusverbände und Fremdenverkehrsämter (auch Tourism Boards genannt) jeglicher Zielgebiete weltweit, wichtige und stets aktualisierte Informationen zur derzeitigen Lage in den einzelnen Destinationen. Darüber hinaus sind die Onlinepräsenzen von touristischen Fachmagazinen wie die der fvw, touristik aktuell und ahgz eine gute Anlaufstelle für kompakt zusammengefasste Meldungen mit den entscheidenden Entwicklungen und Neuerungen in beliebten Urlaubszielen. Zusätzlich bieten sie einen Einblick in die praktische Umsetzung von Corona-Auflagen in verschiedenen Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben und lassen deren Betreiber in Interviews zu Wort kommen.
Laut dem Zukunftsforscher Andreas Reiter wird die Reiselust und die Sehnsucht nach fernen Ländern obgleich der aktuellen Entwicklungen erhalten bleiben. Denn umso jünger die Reisenden, umso mehr sind private wie berufliche Auslandsaufenthalte in den letzten Jahren zur Selbstverständlichkeit geworden. Ein Leben ohne Urlaub und Reisen kaum vorstellbar. Darüber hinaus steht für ihn fest, dass sich die Krise langfristig auf den Tourismus auswirkt und dafür sorgt, dass Reisen mittelfristig teurer werden.
Das Verhältnis von Neuinfizierten zur Gesamtbevölkerung ist dagegen ein Maß, welches Behörden zum schnellen Einschreiten zwingt und unter anderem die Reisewarnungen des Auswärtigen Amts für betroffene Nationen aufrechterhält. Oberstes Ziel bleibt weiterhin die exponentielle Verbreitung des Virus einzudämmen und im selben Zug die Gesundheitssysteme der Länder aufrechtzuerhalten.
Wissenswertes für Arbeitnehmer und Arbeitgeber – die bewusste Wahl des Urlaubsorts
Mögliche Einreisesperren, Sonderkontrollen und Quarantänevorschriften sind außerdem Anlass sich vor Reiseantritt an die Botschaft oder das Konsulat des Reiseziels und die zuständigen Landesbehörden des eigenen Bundeslandes zu wenden, um bei Ein- und Ausreise unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Sollten Arbeitnehmer gezielt in ein Risikogebiet reisen und nach Rückkehr einer 14-tägigen Quarantänepflicht unterliegen, entfällt in aller Regel ihr Lohnfortzahlungsanspruch. In diesem Fall hätte der betreffende Arbeitnehmer wissentlich seine Arbeitsverhinderung herbeigeführt, obwohl er dies beim Blick auf die vom Robert-Koch-Institut qualifizierten Risikogebiete, klar hätte verhindern können. Wird das Reiseziel dagegen erst nach dessen Reiseantritt als Risikogebiet qualifiziert, kann eine Lohnfortzahlung verlangt werden.
Für Arbeitgeber ist es zum Schutz der gesamten Belegschaft äußerst sinnvoll, die Urlaubsorte sorgfältig und für alle Abteilungen zu dokumentieren. Sie unterliegen einer gesetzlichen Fürsorgepflicht und können darum Gesundheitsuntersuchungen wie eine Testung auf das Vorliegen einer SARS-COV-2-Infektion anordnen. Inwieweit eine solche Test-Anordnung jedoch arbeitsrechtlich zulässig ist, wird im Einzelfall geprüft und ist nicht grundsätzlich erlaubt.
Interessant ist darüber hinaus, dass Mitarbeiter, welche sich vor einer Ansteckung fürchten, nicht ohne vorherige Absprache den vertraglich festgelegten Arbeitsort ins Homeoffice verlegen dürfen.
Abmahnungen und schlimmstenfalls die Kündigung müssen befürchtet werden, wenn Angestellte aus diesem Grund nicht im Betrieb erscheinen.
Schnell wird klar, ohne Planung und frühzeitiges Einholen von Informationen, kann in Zeiten einer Pandemie kein erholsamer Urlaub beginnen und ebenso wenig enden. Forderten einige Bundesländer in den letzten Wochen bei Einreise noch negative Corona-Testergebnisse und Quarantäneverpflichtungen von Urlaubern aus Epidemie-Hochburgen wie Heinsberg oder Gütersloh, lassen diese Vorschriften spürbar nach. Dennoch drohen eine weitere Infektionswelle und ein erneuter Lockdown, sollten Urlauber während ihrer Reise nicht die AHA-Formel einhalten und somit die Gesundheit Anderer entscheidend gefährden. Die Initiative „Zusammen gegen Corona“, welche sich aus Vertretern der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dem Robert Koch Institut und der Bundesregierung zusammensetzt, entwickelte damit eine leicht einprägsame Merkhilfe für den zwischen Personen nötigen Mindestabstand, die richtige und regelmäßige Anwendung von Hygienemaßnahmen und nicht zuletzt der Verwendung von Alltagsmasken.
Urlaub mal anders – die Kehrseite der Medaille
Auf den zu Spanien zählenden Balearen kämpfte man zwischenzeitlich mit ganz anderen Problemen.
Illegale Partys und Urlauber, welche scheinbar ungehemmt und ohne Rücksicht auf andere Gäste, gegen Corona-Vorsichtsmaßnahmen verstießen, sollten für ihre Nachlässigkeit Bußgelder entrichten und sind mit dafür verantwortlich, dass auf den Inseln zwischenzeitlich verschärfte Maskenpflichten griffen.
Doch trotz aller Maßnahmen und Einschränkungen stiegen die Infektionszahlen auf der spanischen Inselgruppe zu stark. In Konsequenz verhängte das Auswärtige Amt in Absprache mit der Bundesregierung am 14.08.2020 eine Reisewarnung für das gesamte spanische Festland und die Balearen. Einzig die Kanaren, als beliebtes Ferienziel vor der Westküste Afrikas, bleiben von dieser Regelung vorerst ausgenommen.
Wenn auch eine Reisewarnung kein Reiseverbot darstellt, verfahren Reiseveranstalter in der Regel konsequent mit der Absage aller geplanten Reisen in die jeweilig betroffenen Regionen. Denn als Vertragspartner hat der Urlauber im Zuge der Reisewarnung sowieso ein kostenloses Kündigungsrecht inne.
Pauschalreisende profitieren ohnedies bereits von stark gelockerten Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen der Reiseveranstalter, welche auch kurzfristige Rücktritte kostenlos ermöglichen. Selbst die großen Touristikkonzerne wie die TUI Group, die DER Touristik Gruppe oder auch die FTI Group kämpfen ums Überleben und haben harte Sparmaßnahmen und Personalabbau beschlossen, damit die weltweiten Wirtschafts- und Nachfrageeinbrüche einigermaßen abgefedert werden. Doch würden sie den Urlaubern nicht mit Kulanzregelungen entgegenkommen, wären für sie Zahlungsunfähigkeit und Massenentlassungen innerhalb kürzester Zeit besiegelt. Nach wie vor leidet die Tourismusbranche mit am stärksten unter der weltweiten Pandemie und allen damit verbundenen Gegebenheiten. Die von den Reiseveranstaltern injizierte Gutscheinlösung als Zahlungsausleich für abgesagte Reisen, erlaubt es den Tourismusunternehmen mit diesem Guthaben für einen späteren Zeitpunkt zu planen und damit den Kunden für seine zukünftige Buchungsentscheidung zu binden.
Für Hoteliers bedeutet diese Flexibilität der Urlauber ein unkalkulierbares Risiko. Sie verlieren deutlich an Planungssicherheit und zwingen gerade Beherbergungsbetriebe in Familienhand dazu, für die Saison 2020 ganz geschlossen zu bleiben oder nur für ein kurzes Zeitfenster zu öffnen. Denn in manchen Fällen würden ansonsten die hohen Betriebs- und Personalkosten bei gleichzeitig niedriger Auslastungsquote unweigerlich eine Insolvenz herbeiführen. Dabei existiert keine allgemeingültige Mindestbelegungsquote für jeglichen Beherbergungsbetrieb, schwankt die Kosten- und allgemeine Betriebsstruktur individuell zu stark. Vermutlich ist allerdings für jeden ersichtlich, dass eine Auslastung von 15 Prozent alles andere als rentabel ist und das unternehmerische Fortbestehen gefährdet.
Deutsche Gastgeber und Nachhaltigkeitsbefürworter haben jedoch allen Grund zur Freude. Urlaub im eigenen Land ist gefragter denn je, lässt selbst junge Reisende auf Flüge verzichten und den Inlandstourismus aufleben. Davon profitieren neben typischen Tourismusbetrieben wie Hotels und Reisevermittler, zusätzlich sogenannte tourismusspezialisierte und tourismusabhängige Betriebe. Insbesondere der deutsche Dienstleistungssektor und Teile der produzierenden Industrie können wegen des Reisetrends aufatmen.
Maßnahmen der Reiseveranstalter und sorgenfreies Fliegen
Dank Maskenpflicht, papierlosem Fliegen und Social Distancing wird eine Flugreise auch während des global anhaltenden Ausnahmezustands möglich. Hohe Hygienestandards am Boden und in der Luft sorgen sowohl in den Hotels, während des Fluges als auch im Zielgebiet für eine möglichst sichere Urlaubsreise. So sind derzeit Hotelrestaurants nicht bis an ihre Kapazitätsgrenze mit Tischen zugestellt und anstatt Selbstbedienungsbuffets wird der Gast von speziell geschultem Personal am Platz versorgt. Außerdem wird besonders in Clubanlagen darauf geachtet, ein alternatives Sport- und Unterhaltungsprogramm zu organisieren, damit es nicht zu vermeidbaren Gruppenbildungen kommt.
Die Verhinderung von Warteschlangen, häufige Reinigung der Maschinen und Fluggastbereiche, zusätzliches Personal, dass unter anderem bei jedem Fluggast Fieber misst, und eine erhöhte Anzahl an Transferbussen sollen darüber hinaus einen reibungslosen und sicheren Ablauf auf dem Reiseweg und am Flughafen gewährleisten. Selbstverständlich werden Urlauber rechtzeitig vor Antritt und während des Reiseverlaufs seitens Veranstalter über alle Bestimmungen informiert und auch vor Ort weiterhin bestmöglich betreut.
Leinen los – der holprige Neustart der Kreuzfahrtbranche
Als erste Schifffahrtsunternehmen hatten TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises und AIDA Cruises angekündigt, ab Ende Juli beziehungsweise Anfang August 2020, den Gastbetrieb wieder aufnehmen zu wollen und mit ihren Schiffen in See zu stechen. Doch nachdem nun erste Crew- Mitglieder und Gäste bei AIDA als auch bei der norwegischen Reederei Hurtigruten positiv getestet wurden, mussten beide Anbieter zumindest vorerst einige Fahrten streichen und die Unterbrechung der regulären Kreuzfahrtsaison verlängert werden. Ein erster Dämpfer, hatte sich so mancher Kreuzfahrt- Fan längst auf seine erholsamen Tage an Bord gefreut.
Nachdem die italienische Regierung ebenfalls ihre Freigabe für Kreuzfahrten ausgesprochen hat, nimmt die Schweizer Reederei MSC zuerst mit einem ihrer neuesten Schiffe, der Grandiosa, Kurs auf verschiedene Häfen am Mittelmeer. Die italienische Reederei Costa Crociere plant den vorsichtigen Neustart für September. Aufsichtsbehörden und Beschlüsse anderer Länder halten die internationalen Wettbewerber dagegen weiterhin vom für die Branche entscheidenden Neuanfang ab. Wie die aktuellen Buchungszahlen verdeutlichen, lassen sich treue Kreuzfahrer nicht durch eine Epidemie vom geliebten Schiff fernhalten.
Die angebotenen Mini- Kreuzfahrten, Panoramafahrten und Expeditionsreisen finden guten Absatz.
Dennoch müssen sich Passagiere auf viele Neuerungen und Vorschriften gefasst machen und vom altbekannten Bordleben verabschieden.
Gemeinsam mit den deutschen Behörden und den Hafenverwaltungen hat die Kreuzfahrtindustrie ein umfassendes Hygienekonzept zur Überbrückung der Corona-Pandemie entworfen.
Laut CLIA, dem Weltverband der Kreuzfahrtindustrie, erfolgt die Wiederaufnahme der Kreuzfahrten nach einem dreistufigen Plan. Für deutsche Kreuzfahrer bedeutet dies unter anderem, dass die Seereise in der ersten Phase nicht wie gewohnt durch das Anlaufen von verschiedenen Häfen unterbrochen wird. Man verzichtet also auf die abwechslungsreichen Landgänge und je Route ist der inländische Starthafen gleichzeitig auch der Endhafen. Des Weiteren wird das Leben an Bord mit einigen Änderungen und Einschränkungen verbunden sein. Es dürfen beispielsweise nicht alle Kabinen belegt werden, damit infolge der reduzierten Passagierzahlen, die Abstandkonzepte erfolgreich umgesetzt werden können. Gleichzeitig ermöglichen die verringerten Gäste- und Teilnehmerzahlen, dass mehr Personal für den Service und die Umsetzung von Hygienemaßnahmen zur Verfügung steht. Erst mit Stufe zwei und drei sollen ausländische Häfen das Programm der Reedereien erweitern und schließlich wieder die ursprüngliche Routenvielfalt angeboten werden.
Wie lange es jedoch dauern wird, bis sich der internationale Tourismus von den Pandemieeinschnitten erholt, darüber diskutieren Branchenexperten intensiv und prognostizieren eine Normalisierung, die mit pessimistischem Blickwinkel erst im Oktober 2024 endet. Eines ist jedoch sicher, ohne aufmerksames, weitsichtiges und vorsichtiges Handeln jedes einzelnen Reisenden, können die Sicherheitsvorkehrungen sowie die Bemühungen der Tourismusunternehmen und der Politik nicht von Erfolg gekrönt sein. Nur gemeinsam und mit dem nötigen gegenseitigen Respekt, ist eine Ausweitung der Pandemie, wie sie vielerorts von Bürgern nach der Rückkehr von Urlauberscharen befürchtet wird, aufzuhalten.
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