TourKon-Auswertung: Karriere in der Tourismusbranche

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Kaum eine Branche ist so abwechslungsreich wie der Tourismus – und doch kämpft sie mit einer der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit: dem Fachkräftemangel. Talente zu finden und langfristig zu halten, wird immer mehr zur zentralen Aufgabe. Junge Menschen suchen heute mehr als nur einen Job – sie wollen eine sinnvolle Tätigkeit mit echten Entwicklungschancen. Arbeitgeber, die diesen Erwartungen gerecht werden, können sich als attraktive Arbeitgebermarke positionieren.

Im Rahmen des Workshops „Dein Karrierestart in der Tourismusbranche“ auf der TourKon haben 51 Teilnehmende unter der Leitung der IST-Kollegin Jessica Levers über ihre beruflichen Erwartungen diskutiert. Die Ergebnisse bieten wertvolle Einblicke für Arbeitgeber und zeigen, wo Handlungsbedarf besteht, um gut ausgebildete Nachwuchskräfte für den Tourismus zu begeistern und langfristig zu binden.

Im Folgenden werden die zentralen Erkenntnisse der Gruppendiskussionen zusammengefasst. Die Teilnehmenden diskutierten zunächst in Kleingruppen die gestellte Frage, sammelten Stichpunkte auf Karten und kennzeichneten anschließend die für sie persönlich relevantesten Aussagen mit Stickerpunkten.

1. Motivation: Warum sich junge Talente für die Tourismusbranche entscheiden

Die Entscheidung für eine Karriere im Tourismus basiert für die Studierenden auf folgenden Faktoren:

  • Internationale Karriere mit vielzähligen Möglichkeiten (48%): Die Möglichkeit, weltweit arbeiten zu können, ist für fast die Hälfte der Befragten ausschlaggebend. Gerade der Tourismus als breit gefächerte Branche bietet darüber hinaus die Möglichkeit, verschiedene Karrierewege einzuschlagen.
  • Kultureller Austausch und Reisen (28%): Für viele Studierende ist es wichtig, eine berufliche Laufbahn einzuschlagen, die ihnen Mobilität und internationale Erfahrungen bietet. Eine zentrale Motivation ist es für sie, durch ihre Arbeit neue Menschen und Kulturen kennenzulernen und persönliche Verbindungen weltweit aufzubauen.
  • Persönliche Entwicklung (9%): Viele möchten Verantwortung übernehmen, innovative Ideen einbringen und durch ihre Arbeit Menschen begeistern.
  • Soziale Interaktion (9%): Einige Studierende schätzen besonders den direkten Austausch mit Menschen. Sie möchten in einem Umfeld arbeiten, das stark von Teamarbeit, Kommunikation und Gastfreundschaft geprägt ist.
  • Kreativität und Innovation (6%): Der Wunsch, innovative Konzepte zu entwickeln und individuelle Erlebnisse für Gäste zu schaffen, spielt ebenfalls eine Rolle. Viele sehen im Tourismus die Chance, ihre kreativen Fähigkeiten in unterschiedlichen Bereichen zu nutzen und weiterzuentwickeln.

2. Karrierechancen: Erwartungen an berufliche Entwicklung

Auf die Frage, welche Perspektiven die Befragten im Tourismus sehen, standen folgende Punkte im Vordergrund:

  • Internationale Karrieremöglichkeiten und Flexibilität (44%): Auch bei den beruflichen Perspektiven steht für die Studierenden vor allem Internationalität im Fokus: Internationale Einsätze und eine damit einhergehende Flexibilität sind für 40% der Befragten ein entscheidender Faktor. Besonders attraktiv finden die Studierenden die Kombination aus Reisen und Arbeiten, sowie die vielfältigen Karrierewege – sei es in der klassischen Tourismusbranche oder in Richtung BWL.
  • Vielseitiges Entwicklungspotenzial (20%): Ein Fünftel der Studierenden sehen die attraktiven Perspektiven der Tourismusbranche in ihrem breiten Entwicklungspotenzial, insbesondere in Verbindung mit aktuellen Trends wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
  • Berufliche Verantwortung und Positionen (16%): Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Eigenverantwortung und der Wunsch nach beruflichem Aufstieg: 16% der Studierenden empfindet ein hohes Maß an Selbstständigkeit als attraktiv sowie die Möglichkeit, durch das Studium später Führungspositionen übernehmen zu können.
  • Erfahrungen und Erlebnisse schaffen (13%): Ein weiterer Teil der Befragten sieht in seiner beruflichen Zukunft die Chance oder den Wunsch, unvergessliche Erlebnisse für Gäste und Kunden zu schaffen.
  • Herausforderungen und Realität (7%): Trotz der vielen positiven Aspekte stehen auch einige der Befragten der Realität der Tourismusbranche kritisch gegenüber. Vor allem lange Arbeitszeiten und der relativ geringe Verdienst bereiten den Studierenden Sorgen.

3. Gewünschte Aufgaben: Was junge Fachkräfte in ihrer Arbeit suchen

Neben den langfristigen beruflichen Perspektiven wurden auch konkrete Erwartungen an den zukünftigen Arbeitsalltag besprochen, wobei diese Frage teilweise unterschiedlich interpretiert wurde: Für einige Teilnehmer ging es dabei um Einstiegsaufgaben, um Eigenschaften, die ihre Aufgaben haben sollten, oder um konkrete Positionen, in denen sie gerne arbeiten würden:

  • Strukturierte Einarbeitung und Weiterentwicklung (39%): Die meisten Studierenden legen großen Wert auf eine strukturierte Einarbeitung, um sich sicher in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden. Gleichzeitig sind Weiterbildungsmöglichkeiten ein entscheidender Faktor, der ihnen langfristige Entwicklungsperspektiven im Beruf eröffnen kann.
  • Verantwortung für Organisation und Planung (32%): Ein Drittel der Befragten möchte aktiv in die Organisation und Planung eingebunden werden. Besonders im Controlling und in strategischen Bereichen sehen die Studierenden spannende Karriereoptionen.
  • Eigenverantwortung und Gestaltungsspielraum (21%): Mehr als ein Fünftel der Studierenden möchte nicht nur Anweisungen umsetzen, sondern aktiv an der Gestaltung ihres Arbeitsumfeldes mitwirken.
  • Direkter Kundenkontakt und Service (5%): Eine kleinere Gruppe sieht ihre Zukunft im direkten Austausch mit Menschen und strebt eine Tätigkeit im Kundenkontakt, der Beratung oder im Service an.
  • Personalmanagement und Führungsrollen (3%): Ein paar Studierende interessieren sich gezielt für das Personalmanagement, mit dem klaren Bestreben, später eine Führungsrolle zu übernehmen und Verantwortung für Teams und Mitarbeiter zu tragen.

4. Erwartungen an Arbeitgeber: Was Unternehmen bieten müssen

Zuletzt wurden konkrete Erwartungen an zukünftige Arbeitgeber formuliert:

  • Vergütung und Zusatzleistungen (44%): Ein faires Gehalt bleibt der wichtigste Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers. Doch finanzielle Sicherheit allein reicht nicht aus: Zusatzleistungen spielen eine ebenso große Rolle. Während einige unter diesem Punkt Corporate Benefits verstehen, wünschen sich andere gezielt Weiterbildungen, die vom Arbeitgeber angeboten oder gefördert werden, um sich beruflich weiterzuentwickeln.
  • Work-Life-Balance und Flexibilität (22%): Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind für mehr als ein Fünftel der Befragten zentrale Entscheidungskriterien.
  • Arbeitsklima und Kultur (19%): Ein angenehmes Betriebsklima und eine offene Kommunikation sind für viele Studierende ebenso wichtig wie die eigentlichen Arbeitsaufgaben. Besonders betont wurde der respektvolle Umgang zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften.
  • Einarbeitung und Unterstützung (11%): Für 11% der Studierenden ist eine strukturierte Einarbeitung und gezielte Unterstützung am wichtigsten – vor allem für Berufseinsteiger. Viele wünschen sich von ihren Arbeitgebern mehr Rücksicht und Verständnis in den ersten Monaten, um gut in ihre neuen Aufgaben hineinzufinden.
  • Mitbestimmung und Verantwortung (4%): Auch hier findet sich der Wunsch nach Mitbestimmung wieder: Einer kleinen Gruppe von Studierenden ist es am wichtigsten früh in Entscheidungen eingebunden zu werden und aktiv Einfluss auf Prozesse nehmen zu dürfen.


Die Ergebnisse des Workshops zeigen deutlich: Studierende, die sich für eine Karriere im Tourismus entscheiden, haben hohe Erwartungen an ihren zukünftigen Arbeitsplatz. Sie suchen nicht nur einen Job, sondern eine Aufgabe, die sie erfüllt, ihnen Entwicklungsmöglichkeiten bietet und gleichzeitig eine gute Work-Life-Balance ermöglicht.

Besonders wichtig sind ihnen internationale Perspektiven, Flexibilität und Eigenverantwortung. Sie wollen nicht nur Anweisungen ausführen, sondern aktiv mitgestalten, Entscheidungen treffen und sich weiterentwickeln. Gleichzeitig wünschen sie sich von ihren Arbeitgebern eine faire Bezahlung, eine gute Einarbeitung und eine respektvolle Unternehmenskultur, in der sie sich wertgeschätzt fühlen.

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass sich Unternehmen in der Tourismusbranche aktiv mit den Wünschen der nächsten Generation auseinandersetzen müssen, um langfristig Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Wer attraktive Karriereperspektiven, moderne Arbeitsstrukturen und eine offene, wertschätzende Kultur bietet, hat die besten Chancen, motivierte Talente für sich zu gewinnen.

Leonie Siber ist seit Oktober 2024 als Werkstudentin im Bereich „Tourismus & Hospitality" am IST tätig. Vor ihrem Studium sammelte sie mehrere Jahre praktische Erfahrung in der Gastronomie und im Eventbereich. Sie hat ihren Bachelor in „Moderne Ostasienwissenschaften“ mit den Schwerpunkten „Soziologie“ und „Koreanisch“ an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und setzt nun ihr Studium mit einem weiterführenden Master fort.

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