Die Zahl der Menschen mit Schlafstörungen hat weltweit zugenommen. Die Zahlen für Deutschland zeigen ebenfalls einen klaren Trend: 2010 litten noch 47,5 Prozent an Ein- und Durchschlafstörungen, im Jahr 2016 bereits 78,9 Prozent. Und die Zahlen steigen weiter. Diese Daten stammen aus Studien der großen Krankenkassen, welche zusammen mit dem Forsa-Institut die Zahlen erhoben haben.
Drei Kriterien werden für diese Umfragen abgefragt. Von einer Insomnie spricht man dann, wenn die Patienten mindestens dreimal pro Woche Einschlaf- und/oder Durchschlafstörungen haben, also mehr als 30 Minuten zum Einschlafen benötigen, wenn sie zudem eine schlechte Schlafqualität haben und wenn sie tagsüber müde und/oder erschöpft sind.
Der Umfrage zufolge treffen alle drei Kriterien bei 9,4 Prozent der Befragten zu. Ausschließlich Ein- und/oder Durchschlafstörungen an drei oder mehr Tagen pro Woche haben 35 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2010 hat die Zahl der Menschen mit Ein- und Durchschlafstörungen im Alter von 35 bis 65 Jahren von 47,5 Prozent auf 78,9 Prozent zugenommen. Für 2019 zeigen die Zahlen schon jetzt, dass das Alter sinkt und auch die Gruppe der 28- bis 35-Jährigen stärker betroffen ist als früher.
Schlaflosigkeit erhöht das Risiko für Depression
Die WHO erkennt Insomnien als Risikofaktor zur Entwicklung einer Depression an. Eine Schlafstörung ist oft ein Frühwarnsymptom. Folgende Gruppen von Menschen sind laut Statistik in erhöhtem Maße von Insomnien betroffen: Menschen mit hohem Pflichtbewusstsein. Menschen, die keine Möglichkeit haben, selbst Ihre Arbeitsabläufe zu gestalten, zum Beispiel ungelernte Arbeiter. Menschen, die in Nacht- und Wechselschichten oder an der Grenze der Leistungsfähigkeit arbeiten und solche, die beruflich in hohem Maße erreichbar sein müssen.
Burnout kommt nicht über Nacht
Lange vor einem Burnout kommen bei über 80 Prozent der Menschen die Schlafstörungen. Je früher hier Maßnahmen ergriffen, auf Augenhöhe interveniert wird und geeignete Wege aufgezeigt werden, desto mehr Leid wird ihnen erspart. Viele Menschen kümmern sich nachts um volle Akkus bei ihren Smartphones, aber sie können ihre eigenen Batterien nicht mehr aufladen. Chronisch schlechter Schlaf schadet der Gesundheit ernsthaft. Bei Gesundheit meine ich sowohl die körperliche Ebene wie Herz-Kreislauf, Metabolisches System und Immunsystem, als auch die geistige Ebene mit Leistungsfähigkeit und Kreativität – aber auch Depressionen und Angststörungen.
„Wegen Schlafstörungen gehe ich nicht zum Arzt“
Insgesamt lassen sich nur wenige Betroffene ärztlich behandeln. Noch weniger melden sich beim Arbeitgeber krank. Für Unternehmen bedeutet das: Fast die Hälfte der Erwerbstätigen ist bei der Arbeit müde. Etwa ein Drittel ist regelmäßig erschöpft. Die große Mehrheit versucht, allein mit den Schlafproblemen zurechtzukommen – und geht nicht zum Arzt. Lediglich 4,8 Prozent der Erwerbstätigen waren im vergangenen Jahr deswegen in den Praxen. Je früher die Ursachen einer Schlafstörung jedoch erkannt werden, desto effektiver und schneller kann dem Betroffenen geholfen werden. Gerade durch Methoden im Bereich Stress Management, Meditation, Atemtechniken und Mindfullness kann der Schlaflose schnell durch fachliche, persönliche und individuelle Therapieoptionen unterstützt beziehungsweise therapiert werden. Frühzeitige fachliche Intervention rettet hier den Schlaf.
Stimulanzienabhängige Schlafstörungen
Jeder zweite Betroffene erhält Medikamente zur Linderung der Schlafstörungen. Auch hier zeigt der Report einen deutlichen Anstieg im Verbrauch von Schlafmitteln. Die Zahl der Betroffenen, denen Medikamente verschrieben werden, stieg von 4,7 auf 10,9 Prozent. Und die Zahl der Betroffenen, die zur Selbstmedikation auf rezeptfreie Schlafmittel aus der Apotheke oder Drogerie greifen, ist unbekannt. Allerdings ist diese Werbung allgegenwärtig – und man geht von einer hohen zweistelligen Prozentzahl aus. Der Missbrauch von Präparaten, Substanzen und Alkohol, um die Schlaflosigkeit zu bekämpfen, ist groß. Genau wie der Einsatz diverser Medikamente, um tagsüber fit und leistungsfähig zu werden.
Schlafen ist Gesundheitsprävention
Ein großer Teil der Schlafstörungen hat organische Ursachen. So ist zum Beispiel bei Schlafapnoe, RLS, degenerativen Hirnerkrankungen, Morbus Parkinson, schlafbezogener Epilepsie sowie vaskulären und neuromuskulären Erkrankungen ein Schlafmediziner oder Internist als Fachmann gefragt.
Bei allen anderen Fällen – und das sind über 80 Prozent – kann schon durch adäquate Schlafhygiene, körperliches Training und Meditation eine Verbesserung der Schlaflosigkeit erreicht werden. Stellen wir durch Mentaltraining und andere Maßnahmen wieder ein Gleichgewicht her und fördern die Schlafhygiene, sehen wir in allen Bereichen eine Verbesserung der Lebensqualität.
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Danke für den informativen Artikel. Ich leide schon länger an sehr starken Schlafstörungen und bis jetzt war mir nicht bewusst, dass das mit so vielen Risiken verbunden ist. Ich werde das auf jeden Fall mal checken lassen.
Sehr informativer Artikel! Vielen Dank dafür.